Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Miniaturen. 
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Miniaturen in Handschriften niederländischen Ursprungs 
sind zwar häufiger als grössere Kunstwerke, aber doch immer, 
obgleich sie durch den Bildersturm und die anderen feindlichen 
Schicksale nicht viel gelitten haben können, in verhältnissmässig 
geringer Zahl auf uns gekommen. Unter ihnen haben die älteren, 
bis etwa 1360 ausgeführten, keinen Vorzug vor den gleichzeitigen 
deutschen und französischen Miniaturen, namentlich stehen sie 
den letzten an Zartheit und Eleganz bedeutend nach. Während 
die französischen Illuminatoren feine Umrisse und zarte Farben 
lieben, ist hier die Federzeichnung breit und ziemlich hart, die 
Färbung bald lichter bald dunkler, aber immer derber, während 
jene der Harmonie alles opfern, giebt hier das Ganze eher ein 
hartes, buntes Bild. Auch in der Charakteristik der meist allge- 
mein gehaltenen Gesichter und in der Körperkenntniss haben sie 
nichts vor den französischen Arbeiten voraus, nur dass die nai- 
ven, aus dem Leben gegriifenen Züge, die allerdings auch dort 
nicht fehlen, bei ihnen vielleicht häufiger und etwas derber ans- 
gesprochen sind. Unter den hierher gehörigen Handschriften hat 
eine biblische Geschichte in flamländischer Sprache im Museum 
Werstreenen im Haag das älteste Datum, indem es nach der In- 
schrift des Malers im Jahre 1322 vollendet istFk). Andere Minia- 
turen derselben Schule besitzt die burgundische Bibliothek zu 
Brüsselw), darunter besonders bemerkenswerth eine chroniken- 
artige Schrift des Abtes Aegidius von St. Martin in Touruay, 
welche die Ereignisse dieser Stadt, besonders die tragischen, 
die Pest von 1349, die Judenverfolgung, die Geisslerfahrten bis 
1352 erzählt und dann von anderer Hand fortgesetzt istwkß). 
3') Waagen im D. Kunstb]. 1852, S. 239. „Doe men scrief int jaer vns 
heren MOOCXXII verlichte mi Michiel van der horch." Ort und Provinz sind 
ungenannt. 
i") Missalien aus Corssendonk nro. 212, aus Brüssel nro. 209, aus Foröt 
nro. 6426. 
 Der Codex (nro. 13076 der Bibl. de Bourgogne) wird als Tractatus "de 
accidentibus Äoder auch als chronicon minus des Abtes Aegidius bezeichnet, 
im Gegensatz gegen ein chronicon majus desselben Verfassers, welches mit 
ähnlichen, ohne Zweifel auch gleichzeitigen und in demselben Kloster gefer- 
tigten Miniaturen Sich früher im Besitze des Herrn Goethals -Vercl'uyse in 
Courtray befand. Abbildungen aus beiden sind im Recueil des ehroniques de 
Flandre, Tome II, mitgetheilt.
	        
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