bis
Zlll'
burgundischen
Herrschaft.
559
VVerke des Erzgusses sind überall der Begehrlichkeit
späterer Zeiten am Meisten ausgesetzt und von dem Fortbestehen
der Schule von Dinant wissen wir nur durch ein Lesepult und
einen Kandelaber in der Kathedrale von Tongern, welche den
Namen des Künstlers, Johann Joses von Dinant, und die Jahres-
zahl 1372 tragen, nicht durch figürliche VVerke. YVichtigcr sind
zwei lebensgrosse in Messing gravirte Grabmälcr aus dieser
Epoche, Welche sich in Brügge neben mehreren aus der Spätzeit
des fünfzehnten und aus dem seehszehnten Jahrhundert in der
Kathedrale St. Sauveuräß) finden, das eine mit dem Todesjahr
1387, das andere für die Eheleute Joris de Munter, von denen
die Frau 1423, der Mann 1439 starb. Ungeachtet dieses ziem-
lich bedeutenden Ztvischenraumes sind sie in Schönheit und
Eigenthümlichkeit einander sehr ähnlich. Auf beiden erscheinen
nämlich die Bestatteten in weite Leichentücher gehüllt, so dass
von den Gesichtern nur die mittleren Theile, bei den Männern
immer mit einer Andeutung des Bartes, sichtbar, und selbst die
Hände, obgleich sie ein schmales Kreuz auf der Brust halten,
ganz bedeckt sind. Offenbar war es Absicht, die höchste, demü-
thige Zerknirschung, die reuevolle V erzichtleistting auf Weltliche
Eitelkeit auszudrücken; die Spruchbänder am Munde der Be-
statteten enthalten daher auch stets ein schmerzliches Sünden-
bekenntniss und nur den oben und unten angebrachten Engeln
sind Worte des Trostes in den Mund gelegt. Diese Absicht
wird denn auch durch die Ausführung vollkommen erreicht. Die
Leichentüchei" sind nämlich in ihrem weiten Faltenwurfe mit ge-
waltig breiten Strichen fast ohne Schattirung meisterhaft und so
kräftig gezeichnet, dass sie allein das Auge beschäftigen, wäh-
rend die schwach angedeuteten Züge der halbverhüllten Gesichter
fast versclnvinden, und so dem Beschauer ein verständliches Me-
mento mori zurufen. Die Linienführung dieser Gewänder ist
ebenso stylvoll wie naturwahr, und auch die Engel sind von
Ü In St. Sauveur sind im Ganzen sieben solche Platten, von denen aber
nur fünf ganz aus Messing bestehen, zwei nur eingelegte kleinere Stücke ent-
halten. Ausserdem ist in St. Jacques eine Reihe von Messinggräbem, die aber,
mit Ausnahme eines von 1460, sämmtliclm aus dem sechszehnten und sieben-
zehnten Jahrhundert stammen.