Heranziehung
niederländischer
Künstler.
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uns erhaltenen Nachrichten nicht die ganze Thätigkeit niederlän-
discher Künstler in Frankreich erschöpfen, dass vielmehr neben
jenen ausgezeichnetesten noch andere Niederländer theils als
ihre Gehülfen, thcils um gleiche Erfolge zu erlangen, nach Frank-
reich gekommen, und dass die Grossen und die städtischen
Obrigkeiten den Geschmack der königlichen Prinzen, der ersten
Mäcene des Landes, getheilt haben. Auch können wir in den
Miniaturen der klandschriften erkennen, dass französische und
niederländische Maler neben einander arbeiteten.
Aeusserungen der Zeitgenossen über die Ursachen dieses,
der niederländischen Kunst gegebenen Verzuges besitzen wir
nicht, und Wenn wir versuchen, die Geschichte derselben bis zu
diesem Zeitpunkte herzustellen, so fliessen die Quellen überaus
sparsam. Werke der höheren Malerei sind nur in sehr kleiner
Zahl auf uns gekommen. Eine aus Utrecht stammende Gedächt-
nisstafel des daselbst 1363 verstorbenen Archidiaconus I-lenricus
de Reno, jetzt im Museum von Antwerpen ab); ein Flügclaltar von
geringer Dimension in Tempera und auf Goldgrunci, auf dem
Mittelbilde die Kreuzigung mit daneben stehenden Gruppen, auf
den Flügeln Weibliche Heilige, der aus dem Versammlungszim-
mer der Gerberzunft in die Kathedrale St. Sauveur zu Brügge
gelangt istä-iä); ein bis zur Unkenntlichkeit übermaltes Bild des
Grafen Robert von Bethune in St. Martin in Ypern, und endlich
die erst vor wenigen Monaten unter der Tünche entdeckten le-
bensgrossel] Gestalten einiger flandrlscher Grafen, welche der
letzte derselben, Ludwig von Maele, in der im Jahre 1374 der
Frauenkirche zu Courtray angebauten Katharinenkapelle aus-
führen lassen, an denen aber leider nur die Körper bis zur Brust,
nicht die Köpfe erhalten sindöcictk), das sind soviel mir bekannt,
von St. Mauris zu Peris sah, nach Berlin gekommen sei, ist ein Irrthum. We-
nigstens ist mir nichts davon bekannt geworden.
1'] Passavant im Kunstbl. 1843, S. 225 und in seiner Kunstreise S. 410.
Eine Abbildung im Messager des sciences et des arts 1830, S. 133.
H] Minhiels (I-Iistoire de 1a peinture ilamande et hollandaise, II, 18),
Waagen (Kunstbl. 1847, S. 161), Hotho (a. a. O. I, 301) sahen das Bild im
Versammlungszimmer der Kirehenvorsteher; es beiindet sich jetzt in einer Ka-
pelle des linken Seitenschiffes.
Die Gestalten sind in den die ganze Kapelle umgebenden hohen Ar-