Heranziehung
niederländischer
Künstler.
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Dienste, Andre Beauneveu aus dem Ilainaui, Maler hnd Bild-
hauer, dem Froissard das Zeugniss giebt, dass er in allen Län-
dern, namentlich in Frankreich und England, nicht seines Glei-
chen gehabt habe 95). Besonders in der Miniaturmalerei schei-
nen beide Fürsten den Niederländern den entschiedensten Vorzug
gegeben zu haben; geradezu alle Maler, welche als in ihren
Diensten stehend bekannt sind und in den Verzeichnissen ihrer
Bibliotheken genannt werden, sind niederländische. S0 zuerst
jener Johann von Brügge, der sich in einer Karl V. über-
reichten Bibel mit der Jahreszahl 1371 als „Maler des Königs"
(Pictor regis) bezeichnet und stolz hinzufügt, dass er dies „mit
eigener Hand" gemalt habe, dessen Verdienste auch so aner-
kannt waren, dass der Geschenkgeber, ein Diener des Königs,
in der Zueignung sich rühmen durfte, dass er eine so schön aus-
gemalte Bibel nie gesehen habe im). Andere Werke von der Hand
dieses Künstlers besitzen wir nicht, indessen ist es, da er sich
Pictor, rlicht Illuminator nennt, wahrscheinlich, dass er mehr als
blosser Miniaturmaler gewesenwk), wie denn auch Andre Beau-
neveu, obgleich nach Froissardis Zeugnisse ein berühmter Maler
a) Et s'y tint (le Duc de Berry ä. Mahun sur Yövre] plus de trois se-
maines et devisoit au maitre de ses oeuvres de taille et de peiuture, lnaistre
Andrieu Beau-Neveu 2a. faire nouvelles images et peintures. Car en telles
choses avait il grandement sa. faintaisie de toujuurs faire oeuvres de taille et
de, peinture, et il ätoit bien addresse, car dessus ce maitre Andrieu n'avoit
pour lors meilleur ni le pareil en nulles terres ni de qui tant de leurs ouvrages
fut demourö en France et en Hainault, dont il ätoit de nation, et au royaume
düängleterre.
i") Conques je ne vi en ma vie Bible dystcires si garnie dune mein pour-
traites et faites ect. Die Bibel (welche schon Montfaucon kannte und be-
schrieb, vergl. Fiorillo G. d. z. K. in Frankreich S. 85) befindet sich jetzt im
Museum Werstreenen im Haag und ist von Waagen im D. Kunstbl. 1852, S.
248, ausführlich beschrieben.
xi") Dass man wirklich so unterschied, wenn auch nicht strenge ergeben
viele Beispiele. Ein Clericus Johannes de Woluwe, welcher der Herzogin von
Brabant anfangs nur Miniaturen liefert und illuminator genannt wird, erhält
später (1385), wo er für Wandmalereien bezahlt wird, den Namen pictor.
Vergl. de Laborde Ducs de Bourg. II, 2, Nro. 4386 und 4401. Ein Johannes
le Tavernier, der 1454 dem Herzog von Burgund Miniaturen liefert, wird dabei
peintre et enlumineur genannt (daselbst Nro. 4021], so dass es zwei Gewerbe.
WBIGI).