Grabsteine.
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kürzerem Oberrocke, die Stirnbintle mit in Mastix nachgeahmten
Edelsteinen, das llaupt wie gewöhnlich auf einem Kissen, die
Füsse auf dem Löwen ruhend, mit gefalteten Händen, auf dem
vollen Gesichte ein naives kindliches Lächeln, das mit der Gra-
besruhe contrastirt und die Beschauer dieser Grüfte zu fesseln
pflegt. Auch unter den ritterlichen Gestalten der königlichen
Familie sind einige in ihrer Art sehr schön; alle ruhig und
schlicht gehalten, das Kostüm einfach, im Kettenharnisch mit
weitem faltigen Oberkleide, das kurze Schwert und den lilien-
besäeten Schild an der Seite, das Haupt unbedeckt, das Haar
vorn kurz geschnitten, seitwärts in den bekannten geringelten
Locken her-abfallend, die Züge des glattrasirten Gesichts männ-
lich edel und kräftig, nicht ohne Individualität. Das Bild des
Grafen von Etampes 1336) ist das schönste dieser Art, die
Gestalt hier, wie häufig, von Weisscm, die Platte von schwarzem
Marmor. Grabsteine von ähnlichem Verdienst, natürlich meistens
in geringerem Stoffe, auch wohl statt des Reliefs nur in den Stein
eingegrabene Zeichnung, haben sich noch zahlreich in allen Ge-
genden Frankreichs erhalten; besonders zeigen die weiblichen
Gestalten, mit dem milden frommen Ausdrucke des schönen Ge-
sichtes, der edlen Körperhaltung, den reinen Linien der Gewän-
der die Kunst dieser Zeit im günstigsten Lichteic), während die
männlichen oft Tiefe und Energie vermissen lassen.
Diesen Mangel empfinden wir dann noch bestimmter an den
kirchlichen Sculptnren, Welche wir freilich nicht in so gross-
artigen Gruppen und nicht so zahlreich, wie aus der vorigen
1') Vergl. oben S. 386 die Abbildung der drei Hauptgestalteir aus einer
grossen Sandsteintufel in N. D. von Chalons-sur-Marne, nach Didron Annales
arch. III, 284, jedoch mit Weglassung der sehr reichen architektonischen Ein-
rahmung und der darin angebrachten Nebengestalten. Es ist eine Mutter zwi-
scheu zwei erwachsenen 'l'öclrtern, von denen die eine verheirathet, die andere
als Nonne verstorben war, das letzte Todesjahr 1338. Die Innigkeit der drei
schönen, schlanken Figuren, die Wendung der Töchter zur Mutter ist zart und
ergreifend. Die beiden Weltdamen zeigen die Eigenthiimlichkeit, dass das
Hermelinfutfer ihrer Mäntel Wappenschildei- bildet; übrigens ist die 'l'racht,
besonders im Gegensatze gegen die der Damen auf englischen Gräbern, einfach
und geschmackvoll. Ein männliches, ritterliches Grabbild aus St. Thibault bei
Scmur bei Ilidron a. a. O. V, 193.
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