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Französische
Sculptur.
chcrliebhaber Herzog Johann von Berry (1340 bis 1416) bcsass
und der vielleicht um 1360 entstanden sein magdt), zeigt sich
zwar der bedeutende technische Fortschritt, dass die zahlreichen
Miniaturen sämmtlich ganz mit dem Pinsel ausgeführt, dabei von
lebendigerer Färbung und etwas kräftiger modellirt sind; aber
die Auffassung ist noch im WVeseiltlichen dieselbe, conventionelle,
zierliche, wenn auch die Köpfchen zuweilen etwas mehr Aus-
druck und die Bewegungen bei aller vornehmen Zurückhaltung
etwas mehr VVahrheit haben. Von landschaftlicher Behandlung
ist übrigens noch keine Spur, der Rosenstock zur Bezeichnung
des Liebcsgarlcxis ist unendlich steif und Narciss in blauer cöle
hardie und mit zweifarbigen Beinkleirlern steht auf rothbraunem
'l'apetengrunde vor dem viereckig eingerahmten Bassin mit gros-
ser Gelassenheit.
Forschern wir nach den Leistungen der Sculptur während
desselben Zeitraums, etwa bis zum Regierungsantritte Karls V_
(1365), so sehen wir auch diese Kunst auf dem in der vorigen
Epoche eingeschlagenen WVege mit steigender Belebung fort-
schreiten. Schon die Königsgrxlft von St. Denisim] liefert (lafür
den Beweis. Da finden wir gleich aus dem Anfange der Epoche
die Grabbilder der Gräfin von Artois (1- 1311) und ihres G9-
mahls, des Grafen von Evreux (1- 1319), besonders jene überaus
anziehend, in ruhiger Haltung, die Iläilde gefaltet, das feine milde
Gesicht in fast nonnelnhafler Verhüllung, das gürtellose Ober-
kleid in weichen Falten mit kaum bemerkbarem Schwunge der
Linien bis über die Füsse fallend, ein Meisten-Stück von Feinheit
und Eleganz. Auch die cigenthümliche Aufgabe eines fünf 'l'age
nach seiner Geburt gestorbenen Königs, Johanns I. (1- 1316)
des nachgebornen Sohnes Ludwigs X. ist glücklich gelöst, wenn
auch ohne Anspruch auf Portraitähnlichkeit; es ist die Gestalt
eines Kindes von etwa zwei Jahren in längerem Unlerkleide und
a) Mss. frang, Nro. 6985, 3. 3. Waagen, a. a. O. S. 305, nimmt an,
dass die Malereien für den Herzog von Berry au sgefü hrt seien; allein die Notiz
mit der Urlterschrift des Secretairs Flameel (Le Romant de 1a Rosse est aJehan
lilz du roi de Hanne Duc de Berry) nennt ihn nur als Eigenthümer.
H") Guilhermy, Monographie de Fäglise royale de St. Denis (1848), und
Bernh. Stark, Städteleben, Kunst und Alterthum in Frankreich, Jena 1855.