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sehritte, nicht gerade in correcter Zeichnung, aber im Gefühl für
Lebenswahrheit und Anmuth. Ein interessantes Werk (119591-
Anfaxigszeit ist ein jetzt im königlichen Kupferstichkabinet zu
Berlin bewahrles , für das N onnenkloster Sayenx in der Picardie
und zwar, da der vorangeschickte sogenannte ewige Kalender
mit diesem Jahre beginnt, um 1314 gefertigtes Gebetbuch mit
theils lateinisehem, theils französischem Texte. Schon die klei-
nen, dem Kalender eingestreuten Bildchen, oben am Monatsan-
fange nicht blos Heilige, sondern auch turnirende Ritter eleganter
Gestalt und unten auf den Randarabesken die Nonnen selbst in
halb seherzhaften Darstellungen mit Jagd, Fischfang und Garten-
arbeit beschäftigt, sind mit; ihrem bescheiden naturalistischen
Hange sehr graziös und gefällig, viel bedeutender aber die grös-
seren, die ganze Blatt-seite einnehmendeli hliniattireti, welche in
ihrenl Zusammenhange die Geschichte der lteiligetl Benedieta und
des auf der Auflindungsstelle ihrer Leiche gegründeten Klosters
enthalten. Es sind immer noch Federzeiehnungeit mit leichter
und fester lland ausgeführt und zart kolorirt, das I-Iaar blos
durch Federstriche bezeichnet, die Carnation bleich, nur mit
stark aufgesetzter XVangenröthe, die Gewänder zum Theil in
den Lichtern weiss, zum Theil aber auch in kräftigeren, dunk-
leren 'l'oneti, Gebäude und Bänme zur Charakterisirung des Her-
ganges hinzugefügt, übrigens aber der Hintergrund golden oder
tapetcnartig. Die Compositiotietl gehen ohne Llmscltweif zu ihrer
Attfgabe und bestehen meist aus wenigen Figuren, doch hat der
Maler sie, wo es ihm nöthig schien, nicht gespart, z. B. bei der
Zerstörung des Klosters durch die Kriegsletite des Grafen von
Cantbray, wo diese und die fliehenden Nonnen in ziemlich grosser
Zahl angebracht sind. Die Zeichnung ist keinesweges richtig,
die Anne sind auch hier fast immer zu kurz, die Augen zu gross,
die Bewegungen übertrieben oder ungenügend. Aber Farbe und
Zeichnung ergänzen sich und geben ein harmonisches Bild, der
Ausdruck ist, ungeachtet der leichten Zeichnung des Gesichts,
höchst sprechend, die Bewegung der Figuren bei aller Unvoll-
kommenheit sehr charakteristisch, das Ganze giebt eine verständ-
liche lilrzählung, die uns durch ihre liebenswürdige Naivelät und
durch die Anmuth des Vortrages anzieht. Besonders gelungen