Steinscnlptur.
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oft nur mässig gefüllten Reliefstreifen geben, in Welcher der
Hergang nicht mehr mit strenger Feierlichkeit sondern mit
Einmischung heiterer oder doch naturalistischer Züge vorgetl-u-
gen wird.
Am zahlreichsten sind die Sculpturen dieser Zeit im süd-
westlichen Deutschland. Im Strasburger Münster gehören
zwar, neben dem Schatze plastischer Werke der vorigen Epoche
nur die mittelmässigen Statuen an der Katharinenkapelle (1331),
am Dome zu Basel nur vier Figuren an der Facade hieher.
Dagegen besitzt der Freiburger Dom ziemlich viel; so zunächst
den Statuenschmuck des Innern, Wo die Reihe der obenerwähnten
Apostel durch eine sehr schöne Madonna nebst zwei Engeln an
der Eingangswantl eröffnet und durch mehrere Heilige beschlos-
sen wird; dann die Portale des Chores, von denen das südliche
seinen plastischen Schmuck gewiss noch innerhalb dieser Epoche
erhalten haben wird, im Bogenfelde Tod und Krönung der Jung-
frau, zur Seite auf Consolen in fast lebensgrossen Statuen, wie-
derum die Jungfrau in würdigster Gestalt, das Kind frei und
leicht tragend, und als ihr Gegenstück der alte Christophorus.
Am Augsburger Dome sind die beiden Portale des Chores
reich geschmückt, zum Theil freilich mit schon aus dem älteren
Bau stammenden und hier verwendeten, meistens aber mit Sculp-
turen des vierzehnten Jahrhunderts, welche mehr oder weniger
ausgeführt oder nur derb skizzirt, aber im Ganzen alle mit rich-
tigem Stylgefühl behandelt sind. Zu jenen älteren gehört auf
der Nordseite die hier wie am Strasburger Münster über dem
Portale angebrachte Darstellung des Salomon auf seinem Löwen-
besetzten Throne, zu den neueren aber an diesem Portale das
Relief des Bogenfeltles, die Geschichte der Jungfrau mit ihrer
Krönung in der Spitze, und die Reihe sehr schöner Statuen der
Seitenwände. Am Südportal sind ausser der schon erwähnten
Madonna die Apostel sehr würdig und die beiden Figuren der
Verkündigung sehr reizend, alle aber, was überhaupt der schwä-
bischen Schule eigenthümlich, von etwas kurzen Verhältnissen.
In Ulm interessirt am Meisten das Relief im Bogenfelde des
Hauptportales am Münster, die Schöpfungsgesehichte in unge-
wöhnlich (letaillirter Darstellung mit einer Fülle von naiven Zü-