Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Werke 
des 
Erzgusses. 
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rienkirche zu Colberg vom Jahre 1355, obgleich alle reichlich 
mit Reliefs und Figuren verziert, während der siebenarmige 
Leuchter in eben dieser Colberger Kirche, obgleich die Arbeit 
eines Gewerksmeisters und vom Jahre 1327, also älter als alle 
jene 'l'aufbecken, an den daran dargestellten Apostelfiguren neben 
einer ziemlich stumpfen Behandlung der nackten Theile eine un- 
gewöhnlich würdige Gewandung zeigt. 
Als ein umfassendes WVerk des Metallgusses, wenn auch 
nicht in Erz, sondern in Blei, mag der im Jahre 1408 gegos- 
sene, reich mit Figuren geschmückte altstädtische Brunnen in 
Braunschweig genannt werden. Die Arbeit ist handwerklich, 
aber die Anordnung künstlerisch Bedeutend besser, wenn 
auch nicht gerade ausgezeichnet, ist dann ein broncenes Tauf- 
becken in der [Tlrichskirche zu Halle, laut Inschrift im Jahre 
1435 von Ludolf von Braunschweig und seinem Sohne Heinrich 
und zwar in Magdeburg gegossen W), wohin man sich also von 
Halle aus gewendet haben musste. 
Von höherem künstlerischem Werthe sind die wenigen auf 
uns gekommenen grössereil Monumente in Bronce, alle in der 
That von grösserer Feinheit und Naturwahrheit wie die gleich- 
zeitigen VVerke der Steiuplastik. Schon zwei Grabmäler, das 
des bereits 1261 verstorbenen Erzbischofs Conrad von Hoch- 
staden im Kölner Dome, welches aber erst nach der Verlegung der 
Beiname Apengheter kommt allerdings auch in der deutschen Inschrift des Lü- 
becker Taufbeckens (Hans Apengheter] und wiederum in der bei Kugler, kl. 
Sehr. I, 784, mitgetheilteu ebenfalls deutschen Inschrift des sogleich zu erwäh- 
nenden Leuchters in Colberg, und zivar wieder mit demselben Vornamen Jo- 
hannes vor. Man wird aber dabei keinesweges auf eine Identität der Personen 
schliessen können, da Apengheter- der plattdeutsche Name des Gewerkes der 
Rothgiesser ist, den diese bis in das seohzehnte Jahrhundert führten, und mithin 
die Beifügung desselben höchstens die Bedeutung eines erblichen Betriebes hat. 
Es scheint, dass ein solcher bei diesem Gewerbe öfter vorkam, denn in Lübeck 
finden sich in den Jahren 1332-1341 zwei verschiedene Mitglieder, Johannes 
und Oonradus, mit dem Namen Apengheter. Gegen die Identität der Verfer- 
tiger jener drei Geräthe spricht schon die nach Kugleßs glaubwürdiger Beur- 
theilung sehr viel edlere Behandlung des 1327 gearbeiteten Leuchters, als der 
beiden viel späteren Taufbecken in Lübeck und Kiel. 
i") Vergl. Schiller, mittelelt. Archiv Braunschweigs, S. 170. 
w] Kugler kl. Sehr. II, 32.
	        
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