Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Grabsteine. 
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Köln, von Nürnberg und in den Schwäbischen gewisse wieder- 
kehrende Typen und 'l'endeuzen aufzeigen, allein sie nehmen 
doch nicht in dem Grade das Gepräge einer bleibenden Schule 
an, wie bei jenen. Der Zunftverband bei den Steimnetzexi oder gar 
bei den wenigen Meistern, die für den Guss arbeiteten, hatte 
nicht den directen Einfluss auf den Styl, wie bei den Malern; 
ihre künstlerische Praxis War eine vereinzelte und zufällige, jeder 
ging seinen eigenen VVeg und es konnte geschehen, dass noch 
jetzt ein Meister an einer entlegenen Stelle sich in gutem Glauben 
an irgend ein altes, selbst romanisches Werk seiner Heimath 
anschloss ü). Im Ganzen geht indessen eine bestimmte Strö- 
mung durch, ein Streben nach N aturwahrheit und Individualität, 
nach Anmuth, Eleganz, Weichheit, welches mit den überlieferten 
oder nothwendigen Stylgesetzen der Plastik zunächst mehr oder 
Weniger in Kampf trat, aber doch nach längerem Schwanken 
durchdrang und zu einem neuen festeren Style führte, in dem 
freilich die malerischen Elemente überwiegend Waren. 
Fangen wir auch dies Mal die Uebersicht der Monumente 
Ü) Es kommen sehr auffallende Beispiele dieser Art vor, die jedoch nicht 
immer auf Rechnung des Geschmackes gebracht werden dürfen. S0 findet sich 
im Dome zu Salzburg (Heider, mittelalterl. Kunstdenkm. des österreich. K. St. 
I, S. 166, Taf. 27] ein ehernes Taufbecken, welches zufolge der unzweifelhaft 
gleichzeitigen Inschrift im Jahre 1321 gegossen wurde, dennoch aber sowohl 
in der architektonischen Form seiner Arcaden, als im Styl und selbst in der 
Tracht den Charakter des zwölften Jahrhunderts trägt. Dahin konnte eine 
Verspätung des Meisters unmöglich führen; man wird vielmehr, Zumal Mich 
die lateinischen Verse der Inschrift, obgleich in gothischer Majuskel geschrie- 
ben, im Style des zwölften Jahrhunderts gedichtet sind, annehmen müssen, 
dass das ganze Becken eine mit Ausnahme dieser Schrift durch Ueberformung 
eines alten Originals erlangte Oopie sei. Auch sind die Löwenfüsse anderen 
Materials und wirkliche Arbeit des zwölften Jahrhunderts. Anders verhält es 
sich mit dem elfenbeinernen Jagdhorn in der herzoglichen Sammlung zu Gotha 
(Bock im Organ für christl. Kunst 1859, S. 99], welches Trachten und archi- 
tektonische Formen des dreizehnten oder vierzehnten Jahrhunderts neben einer 
Zeichnung der Gestalten und Bäume enthält, die eher auf das zwälfte hin- 
weisen. Hier ist offenbar ein Mangel an Kenntniss des Bildners die Ursache. 
Da gewisse Verschlingnngen an alt-nordisches Schnitzwerk erinnern und sich 
an dem Goldbeschlage schwedische und oldenburgische Wappen ßnden, so ist 
die Elfenbeinarbeit_vielleicht in einer einsamen Gegend Scandinaviens von einem 
Autodidakten gemacht.  
	        
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