Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Deutsche 
Sculptur. 
sowie der Bergkirche und St. Johannes zu Herford, in Schlesien 
die der Elisabethkirche zu Breslau, in Sachsen die des Halber- 
Städter Domes, in der Altmark neben den vielen der folgenden 
Epoche einige der St. Jacobuskirche in Stendal zu nennen. Auch 
die Glasgemälde im Kreuzgange des Klosters Ebsdorf im Lüne- 
burgischen scheinen in den Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts 
hinaufzureichen. In den äusserstelt nordöstlichen Provinzen in 
Preussen und Pommern fehlen Ueberreste dieses Kunstzweiges 
fast ganz  während Lübeck nicht nur einige bedeutende Glas- 
gemälde besitzt, sondern sich auch dessen rühmen kann, dass 
die Bauherren des Florentiner Domes den Meister der Glasmale- 
reien für denselben im Jahre 1436 von hier aus verschrieben. 
Der Zusammenhang ist ein sehr eigenthümlicher; dieser Meister 
war nämlich italienischen Ursprungs, Franciscus, der Sohn des 
Dominicus Livi aus Gambiasso, Florentiner Gebietes, aber er 
war, wie in dem zwischen ihm und der Domverwaltung ge- 
schlossenen Vertrage ausdrücklich gesagt wird, seit seiner Kind- 
heit in Lübeck wohnhaft und auch dasclbst in dieser Kunst un- 
iterrichtet. VVahrscheinlich aus Sehnsucht nach seiner Heimath 
sendete er im Jahre 1434 seinen Landsleuten Nachricht und viel- 
leicht auch Zeugnisse, aus welchen dann die Domverwaltung 
entnahm, dass er „der beste Meister der VVelt" in diesem Fache 
sei, und ihn zu sich berief M5). Man schreibt ihm in Lübeck drei 
Fenster zu, welche aus der ehemaligen Burgkirche in die Ma- 
rienkirche versetzt sind, und die Lebensgeschichten der Heiligen 
Petrus und Hieronymus sowie die Auffindung des Kreuzes in 
einem durchaus deutschen, weichen, der Kölner Schule ver- 
wandten Style vortragen. 
Werke der Sculptur dieser Epoche besitzen wir in viel 
grösserer Zahl als malerische, aber mit geringeren Unterschieden 
der Schulen. Allerdings kann man zwar in den Sculpturen von 
m) Kugler fand in Pommern keine und nennt nur in den kl. Sehr. I, 792 
in der Anmerkung ein vereinzeltas, ihm nachgewiesenes Beispiel. Ein zweites 
s. im Kunstblatt 1855, S. 56. 
w) Vergl. die Urkunden bei Gaye Carteggio II, 441. Zwischen der Mel- 
dung des Francesco und seiner Berufung war er nach Schottland gegangen und 
wurde erst 1436 wieder in Lübeck ermittelt.
	        
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