Glasmalerei.
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rische nebst zwei anderen Fenstern dem vierzehnten Jahrhundert
zugeschrieben. In Oesterreich zieren den Kreuzgang von K10-
sterneuburg vortreffliche Glasgemälde ß), welche von 1279 bis
1335 ausgeführt, alt- und neutestamentarische Geschichten in
reiner, strenger und schöner Zeichnung darstellen. Auch die
Kirche zu Strassengel in Ober-Steiermark enthält bedeutende
Glasgemälde M), jedoch schon aus der zweiten Hälfte des Jahr-
hunderts, mit grösseren Dimensionen der Figuren und grösserer
Rücksicht auf malerische Behandlung, worüber denn jene ruhige
harmonische Farbenwirkung der älteren Fenstermalerei schon
hier eingebüsst ist. Näher auf das Einzelne dieser Gemälde ein-
zugehen, Würde keinen Zweck haben; für den Ausdruck gei-
stigen, individuellen Lebens war die 'l'echnik denn doch nicht
geeignet, und selbst für unseren historischen Zweck gewährt sie
wenig, da sie in Beziehung auf Formbildung und Zeichnung sich
den höheren Gattungen nur in so beschränkter und allgemeiner
Weise anschliesst, dass die Schulunterschiede, die wir dort
wahrnehmen, fast verschwinden. Ja, die Fortschritte der Kunst
und des Naturgefühls, an denen sie in dieser VVeise Antheil
nahm, waren für sie zweideutige Geschenke; sie fing an, ihre
Gestalten grösser und in statuarischer Haltung zu zeichnen, und
den übrigen Raum der Glaswand durch hoch hinauf gethürmte
Architektur zu füllen, oder sie ordnete ihre Composilionen mehr
nach malerischen Gesetzen als nach Rücksichten der 'l'echnik und
der architektonischen VVirkung an. Die Fenster werden daher
im Laufe dieser Epoche immer lichter, jenes geheimnissvolle
Dunkel der Kölllßl" Domfenster schwindet und weicht hellen Tö-
nen, namentlich dem Gelb oder Roth in der gemalten Architektur,
auch wird häufig schon weisses Glas aufgenommen. Aber die
Vortheile, welche auf diese Weise erreicht wurden, gewährten
doch keine genügende Entschädigung für den Verlust an kräf-
tiger und harmonischer" Farbe. Fast jede Gegend Deutschlands
kann einige Glasgemälde aus dieser Epoche aufzeigen; in West-
phalen sind die der Wiesenkirche und der Paulskirche zu Soest,
"Ü Ueberaus correcte und schöne Zeichnungen derselben von Oamesina im
zweiten Bande des Jahrbuchs der k. k. Central-Commission.
H] Mittheilungen der k. k. Central-Commission III, 155,