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Deutsche
Malerei.
nach. Sorgfältiger ausgearbeitet sind dann die Miniaturen in
einer Handschrift des VVilhelm von Oranse, Welche, jetzt in
der Bibliothek zu Cassel befindlich, laut Inschrift auf Befehl des
Landgrafen Heinrich im Jahre 1334 geschrieben und von ihm so
werth gehalten wurde, dass er ihre Entfernung von seinem lI0f-
lager und ihre Veräusserung seinen Erben untersagte. Es sind
colorirte Federzeichnungen auf theils goldenen, theils schachbrett-
oder tapetenartigen Hintergründen, zwar nicht ohne liebenswür-
dige Naivetät, aber doch noch nicht mit dem freien Zuge der
Linie, den schon die Bilder im Kölner Domchore haben, und be-
sonders im Ausdruck der Empfindung noch mit der steifen Zier-
liehkeit, welche am Ende des dreizehnten Jahrhunderts an die
Stelle der früheren Derbheit trat Später, gegen das Ende des
Jahrhunderts, finden wir überall Anklänge an die uns bekannten
Typen der Kölner Schule. So, ausser dem bereits obenerwähn-
ten, in VVestphalen gemalten Codex der Weltchronik des Ru-
dolph von Hohcnems von 1383, in der wahrscheinlich etwas
jüngeren lateinischen Bibel in der öffentlichen Bibliothek zu Stutt-
gart, wo die phantastischen Gestalten auf dem Rankenwerk der
Blattseiten mit ihrem wirklich geistreichen Humor an die freilich
viel älteren ähnlichen Figuren der obenerwähnten Fresken des
Kölner Domehores , die Figürchen in den Initialen aber mit ihren
rundlichen Köpfen und dem weichen Fall der Gewänder an die
Schule Meister Wilhelm's erinnern 9M). In einem, den Psalter
und andere biblische Bücher in deutscher Sprache enthaltenden
Codex der Bibliothek zu Heidelberg, der schon aus dem Anfange
des fünfzehnten Jahrhunderts und aus Oberdeutschland stammt,
erkennt man den Einfluss der Kölner Schule nicht blos. in der
Zeichnung und in den Motiven, sondern auch in dem Aufsetzen
Weisser Lichter. Endlich giebt dann ein kleines niederdeutsches,
aus der Diöcese Hildesheim stammendes Gebetbuch, jetzt im Be-
sitze des königlichen Museums zu Berlin, eine nähere Bestim-
mung der Zeit und des Umfanges dieses Einflusses. Es muss
nämlich, wie eine darin befindliche Inschrift ergiebt, im zweiten
Kugler kl.
Sehr. I, 53, mit zwei Zeichnungen.
Kugler kl.
Sehr.