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Deutsche
Malerei.
Vorzug der Nachbildung unmittelbar Kölnischer Vorbilder, viel-
leicht nur dem Umstande, dass das Talent ihres Urhebers nur für
einzelne Gestalten, nicht für historische Compositionen ausreichte.
Reich an Ueberresten aus dieser Epoche ist Erfurt, mei-
stens freilich an plastischen, doch haben sich auch einige Werke
der Malerei erhalten, welche wiederum die Annäherung an Köl-
nische Schule, aber doch mit localen Eigenthümlichkeiten be-
weisen. Das bedeutendste unter ihnen sind die Gemälde eines
neu hergestellten Altars der Augustinerkirche (sogenannten Reg-
lerkirche), vier Tafeln, jede mit drei Heiligen, alle auf Goldgrund
zwischen Sandsteinsäulchei] und unter einer Gallerie, in welcher
Halbüguren von Propheten und Engeln angebracht sind. Die
leichte Pinselführung, der Farbenschmelz und der bald lächelnde,
bald sehnsüchtige Ausdruck der Gestalten erinnern an Meister
Stephan, die Zeichnung der schlanken, schmalschulterigen Kör-
per mit zu kurzen Armen und zu langen Händen und der schöne
Faltenwurf an die Schule Meister Wilhelm's, während doch ein
eigenthümlicher Reiz ungeachtet der technischen Unvollkommen-
heiten anzieht Auch der Hauptaltar der Barfüsserkirche, in
der Mitte Schnitzwerk der Krönung Mariä nebst einer Darstel-
lung aus dem Leben Christi, auf den Flügeln die gemalten Alm-
stel, trägt Kölnische Züge, wenn auch ohne die Vorzüge des
ersterwähnten Bildes.
Auch in Halberstadt zeigen sich Spuren des Kölnischen
Einflusses; eine Tafel mit der Jungfrau zwischen männlichen und
Weiblichen Heiligen im Dome erinnert an Meister Wilhelm w).
Bedeutender sind einige, freilich zum Theil nur in schwachen
Ueberresten erhaltene WVandgemälde dieser Epoche in der (we-
der Malerei I, 257. Seine Annahme, dass der am Fusse des Kreuzes neben
dem Guardian kniende Mönch mit dem in bescheidener Abkürzung geschrie-
benen Namen: Frater Hs. Dudstadens. den Maler darstelle, ist unzweifelhaft
richtig, und eine nähere Beschreibung der anscheinend ungewöhnlichen sym-
bolischen Bilder der Aussenseite wünschenswerth.
k) Bei meiner Anwesenheit war diese Kirche in der Herstellung und das
Bild unsichtbar"; auch Kugler (kl. Sehr. II, 28] scheint nur das spätere Altar-
werk Wohlgemuthscher Schule gesehen zu haben, so dass Hotho a. a. 0. S.
443 meine Quelle ist.
"Ü Förster, Denkmale der Bildnerei, Band V.