Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Lüneburg. 
Hessen. 
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kann vielleicht schon bald nach der Erbauung dieses Theils der 
Kirche erfolgt sein. Interessanter sind die Teppiche, welche in 
YVienhusexi und in anderen Klöstern dieser Gegend noch Zeugniss 
von dem Fleisse der Nonnen, aber auch von ihrem freien Sinne 
ablegen. Unter denen von Wienhusen enthält der älteste und 
grösseste die Geschichte Tristans mit niederdeutscher Schrift und 
nach einem sehr guten Vorbilde aus der ersten Hälfte des vier- 
zehnten Jahrhunderts, so dass selbst in dieser hemmenden 
Technik die naive Anmuth, der leichte andeutende Styl und der 
Fluss der Linie noch sehr anziehend erscheinen. Aehnliches ist 
von zwei anderen Teppichen zu rühmen, von denen der eine 
zwar einen frommen Gegenstand, die Geschichte des h. Thomas, 
der andere aber eine Jagd und zwar mit sehr heiteren nieder- 
deutschen Sprüchen darstellte).  
In Hessen treffen wir wieder Spuren des Kölnischen Ein- 
flusses auf einem, an sich nicht sehr bedeutenden Altarbilde mit 
evangelischen Geschichten lauf Goldgrund in Friedberg. NOClI 
deutlicher aber erscheint dieser Einfluss auf dem grossen Altar- 
werke, Welches aus der Paulinerkirche in den Besitz der Biblio- 
thek zu Göttingen übergegangen, obgleich dasselbe zufolge sei- 
ner Inschrift im Jahre 1424 von einem Mönch, Bruder Heinrich 
aus dem benachbarten Oertchen Duderstadt, gemalt ist. Bei ge- 
schlossenen Flügeln sieht man auf violettem, goldgestirntem 
Grunde vier symbolische, auf den Mariencultus bezügliche Dar- 
stellungen; dann bei erster Oeffnung die zwölf Apostel, fast 
lebensgross, unter Baldachinen auf Goldgrund, würdige, zum 
Theil selbst grossartige Gestalten von bestem Kölnischen Typus; 
endlich nach Oeffnung der Innentlügel die Kreuzigung mit acht- 
zehn kleinen Passionsscenen, ebenfalls auf Goldgrund, jedOCh ill 
Composition und Zeichnung ungeschickter und mangelhafter als 
jene statuarischen Gestalten M9. Vielleicht verdanken diese ihren 
a) Z. B. Desse materie in dessame tupede de is vonpuner jacht. In deme 
walde lopt dat wild. We dat wil van, de mout snelle hunde hau.  Andere 
solche Teppiche, zum Theil mit Romanenscenen und aus dem fünfzehnten J ahr- 
hundert, sind im Kloster Ebsdorf bei Uelzen. Vergl. wegen eines Teppiches 
im Kloster Lüne Band IV, 1. Abth. S. 342. 
m") Kugiefs auf eigener Anschauung beruhende Angaben in der Gesch. 
VI. 33
	        
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