Nicolaus
VOll
Basel.
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kehr, nahmen an den allgemeinen Angelegenheiten und an Pri-
vatverhältnissen den regsten Antheil, waren stets aufs Beste
unterrichtet, und hielten sich berufen persönlich einzugreifen.
Im Jahre 1377 wurde von ihnen Nicolaus und ein anderer
Bruder an den damals in Rom weilenden Papst geschickt, um
ihm Vorstellungen zu machen und Rath zu ertheilen. Als das
Schisma dann Wirklich ausgebrochen war, kamen dreizehn
Gottesfreuude, angeblich durch gleiche 'l'räume berufen, in einer
Einöde zusammen, um zu berathen, wobei ihnen in wunderbarer
YVeise dreijähriges Warten in tiefster Einsamkeit und Schwei-
gen auferlegt wurde, mit der Aussicht auf eine spätere Wirk-
samkeit, wenn die Welt sich nicht bessere. Dies war die letzte
Kunde, welche die Brüder auf dem grünen Wörth von dem
„lieben grossen Gottesfreunrle im Oberland" erhielten. Er war
bis dahin ihr steter Rathgeber gewesen; zwar seinen Namen
und Wohnort wussten sie nicht, zu persönlicher Besprechung
hinzukommen, hatte er abgelehnt, aber an Briefen und schrift-
lichen Sendungen liess er es nicht fehlen, nicht blos Ruolman,
sondern auch der Conthur der Johanniter thaten nichts ohne
seine Aeusserung, selbst Conrad von Brunsberg, der Ordens-
lneister in Deutschland, und der bischöfliche Vicar befragten ihn
in den wichtigsten inneren und äusseren Angelegenheiten. Als
nun bald darauf Ruolman starb und auf seinem Todbette nur
angab, dass auch der Bote, Welcher bisher die Briefe überbracht,
gestorben sei, stellten Bürger von Strassburg, dann auch die
Johanniter anhaltende, aber vergebliche Nachforschungen nach
ihm an. VVahrscheinlich Waren die Gottesfreunde nach Ablauf
jener dreijährigen Wartezeit als Bussprediger, mit einer dem
verderbten Kirchenregimente ungünstigen 'l'endenz, in die Welt
gewandert, und daher als Ketzer verfolgt und vertilgt; im Jahre
1393 wurde zu Köln ein Priester, Martin von Mainz, wegen
seines ketzerischen Gehorsams gegen Nicolaus von Basel verur-
theilt, vorher waren schon andere, mit ihm zusammenhängende
"Amici Dei" in Heidelberg verbrannt, und auch Nicolaus soll,
113611 einer glaubwürdigen Nachricht, mit zwei Jüngern in Vienne
in Frankreich gleichen Tod erlitten haben da).
a) C. Schmidt, Joh. Tauler, S. 237 und 205.
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