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Deutsche
Malerei.
Nackte ziemlich unförmlich, nur jene Engel haben zum Theil
lebendigere und ansprechendere Züge. Da sich sonst in Pom-
mern kaum noch vereinzelte Spuren von Wandmalereien finden,
wird man annehmen müssen, dass dies kolossale Werk von
Fremden ausgeführt ist, deren Ursprung wir freilich dahin ge-
stellt lassen müssen fit).
Dagegen sind Altäre mit Schnitzwerk im Inneren der
Schreine und mit Flügelgemälden in dieser Provinz, besonders in
dem westlichen Theile derselben, in ziemlich grosser Zahl er-
halten, an denen die Malereien zwar nur handwerklich und unter-
geordnet, die Reliefs aber zum Theil von ausgezeichneter, in
keiner anderen Gegend übertrolfenen Schönheit sindm).
Der schönste dieser Altäre befindet sich in Tribsees,
einer kleinen Stadt in Neuvorpommern, und enthält die in dieser
Epoche nicht ganz selten vorkommende Darstellung der Kirche,
als Verwalterin des Sakramentes unter dem Bilde der Mühle,
und zwar mit sehr ausführlichen, keinesweges glücklich ge-
wählten Details. Ganz oben Gott Vater zwischen Sonne und
Mond, neben ihm auf der einen Seite Adam und Eva vor dem
geöffneten Höllenrachen, auf der anderen die Verkündigung;
dann zunächst darunter die Evangelisten (d. h. geflügelte mensch-
liche Gestalten mit den Köpfen ihrer Symbole), welche aus den
in der Gestalt von Säcken dargestellten Evangelien den Inhalt
vermöge eines Spruchbandes in den Trichter einer Mühle schüt-
ten, welcher von beiden Seiten her die Apostel das YVasser aus
zwölf Bächen mit geöffneten Schleusen zuführen, und aus der
demnächst in der untersten Reihe das Christkind hervorgeht und
von den vier Kirehenvätern im Kelche aufgefangen wird, neben
welchen dann wieder auf beiden Seiten die Austheilung des
Abendmahls erfolgt, hier des Kelches an die Geistlichen, dort
der Hostie an Laien, beide durch Repräsentanten aller Grade ver-
treten. Es ist also ein Gedanke nicht jener grossartigen, welt-
k) Kugler (Pommersche Kunstgeschichte, kl. Sehr. I, 790), dem wir die
Beschreibung verdanken, äussert sich nicht über den Schulcharakter.
Ü") Kugiler a. a. O. S. 792 ff. Andere von Kugler übersehene Altäre
dieser Art in Neuvorpommern und Rügen sind im D. Kunstblatt 1855, S. 55
beschrieben.