Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

D 0m 
Zll 
Gurk. 
509 
In den übrigen Gegenden Deutschlands finden wir wohl 
vereinzelte grössere oder kleinere Werke der Malerei, aber uir- 
gends die Spur einer eigenthüinlichen Kunstentwickelung. In 
Bayern sind, so viel mir bekannt, nicht einmal zuverlässige 
Ueberreste aus dieser Epoche gefunden, auch in Oesterreich ist 
gerade sie sehr arm , während sowohl aus früherer Zeit als aus 
der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts Bedeutendes 
erhalten ist ab). Nur ein höchst umfassendes XVerk der Wand- 
malerei vom Ende des vierzehnten oder Anfang des fünfzehnten 
Jahrhunderts ist hier zu nennen, und zwar tief im Süden nahe 
an der italienischen Sprachgränze, im Dome zu Gurk in Kärn- 
ten, aber leider liegen uns wohl mehrere Beschreibungen, aber 
weder Abbildungen noch zuverlässige Urtheile über das Styli- 
stische vorf-dß). Einzelne dieser Bilder tragen einen auffallend 
alterthümlichen, an frühere Miniaturen erinnernden Charakter, so 
dass wir es möglicherweise mit der Arbeit eines alleinstehenden, 
vielleicht mönchischen Künstlers zu thnn haben. 
Ein noch umfassenderes, aber auch ebenso isolirtes Werk 
der YVandmalerei finden wir in einer anderen östlichen Provinz, 
in Pommern. In der Marienkirche zu Colberg ist nämlich 
das ganze Gewölbe des geräumigen Mittelschiffes und zwar in 
jedem Gewölbfelde mit mehreren Bildern bedeckt, symbolisch 
verwandte Hergänge des alten und neuen Testaments mit da- 
zwischen zur Raumausfüllnng eingeschobenen singenden und 
musicirenden Engeln, im Ganzen 32 grössere und 40 kleinere 
Bilder. Der künstlerische Werth scheint nicht bedeutend, die 
'l'echnik ist noch die alterlhümliche einfacher kolorirter Zeichnung, 
die Auffassung ist trocken und ohne tiefere Empündung, das 
lauten: Lucas Moser Maler von Wil Maister des werx. bitt gott vir in  und 
auf der andern Seite: Schrie kunst schrie und klag dich ser din begert jecz 
Niemen mer. so. o. we. 1431.  
 a) Vergl. als Belag dieser Negative: Sighart, die Erzdiöcese München- 
Freising, und den Aufsatz über Malerei und Bildhauerei des Mittelalters in 
Oesterreich in den Mitth. der k. k. G. C. II, 309. 
 Das Verdienst der Entdeckung hat v. Quast, welcher in Ottols Grund- 
zügen der Archäologie 1855, S. 69 die erste Beschreibung gab, Ausführlicher 
demnächst Schellander in den Mitth. der k. k. Central-Gomm. II, S. 289, und 
Haas in den Inittelalterl. Kunstdenkm. des österr. Kaiserst. II, S. 163_
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.