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Gurk.
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In den übrigen Gegenden Deutschlands finden wir wohl
vereinzelte grössere oder kleinere Werke der Malerei, aber uir-
gends die Spur einer eigenthüinlichen Kunstentwickelung. In
Bayern sind, so viel mir bekannt, nicht einmal zuverlässige
Ueberreste aus dieser Epoche gefunden, auch in Oesterreich ist
gerade sie sehr arm , während sowohl aus früherer Zeit als aus
der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts Bedeutendes
erhalten ist ab). Nur ein höchst umfassendes XVerk der Wand-
malerei vom Ende des vierzehnten oder Anfang des fünfzehnten
Jahrhunderts ist hier zu nennen, und zwar tief im Süden nahe
an der italienischen Sprachgränze, im Dome zu Gurk in Kärn-
ten, aber leider liegen uns wohl mehrere Beschreibungen, aber
weder Abbildungen noch zuverlässige Urtheile über das Styli-
stische vorf-dß). Einzelne dieser Bilder tragen einen auffallend
alterthümlichen, an frühere Miniaturen erinnernden Charakter, so
dass wir es möglicherweise mit der Arbeit eines alleinstehenden,
vielleicht mönchischen Künstlers zu thnn haben.
Ein noch umfassenderes, aber auch ebenso isolirtes Werk
der YVandmalerei finden wir in einer anderen östlichen Provinz,
in Pommern. In der Marienkirche zu Colberg ist nämlich
das ganze Gewölbe des geräumigen Mittelschiffes und zwar in
jedem Gewölbfelde mit mehreren Bildern bedeckt, symbolisch
verwandte Hergänge des alten und neuen Testaments mit da-
zwischen zur Raumausfüllnng eingeschobenen singenden und
musicirenden Engeln, im Ganzen 32 grössere und 40 kleinere
Bilder. Der künstlerische Werth scheint nicht bedeutend, die
'l'echnik ist noch die alterlhümliche einfacher kolorirter Zeichnung,
die Auffassung ist trocken und ohne tiefere Empündung, das
lauten: Lucas Moser Maler von Wil Maister des werx. bitt gott vir in und
auf der andern Seite: Schrie kunst schrie und klag dich ser din begert jecz
Niemen mer. so. o. we. 1431.
a) Vergl. als Belag dieser Negative: Sighart, die Erzdiöcese München-
Freising, und den Aufsatz über Malerei und Bildhauerei des Mittelalters in
Oesterreich in den Mitth. der k. k. G. C. II, 309.
Das Verdienst der Entdeckung hat v. Quast, welcher in Ottols Grund-
zügen der Archäologie 1855, S. 69 die erste Beschreibung gab, Ausführlicher
demnächst Schellander in den Mitth. der k. k. Central-Gomm. II, S. 289, und
Haas in den Inittelalterl. Kunstdenkm. des österr. Kaiserst. II, S. 163_