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Deutsche
Malerei.
nen höheren Aufschwung genommen zu haben. Zwar hat man
aus Urkunden beider Städte die Existenz von Malern nachgewie-
sen allein diese Namen lassen nichts über ihren künstlerischen
Werth ersehen, und die Ueberreste aus dieser Epoche sind in
beiden höchst gering. In Ulm ausser den schon erwähnten Fres-
ken des Ehinger Hofes nur einige neuerlich von der 'l'ünche nicht
ohne grosse Verletzungen befreite Wandgemälde im Münster;
im linken Seitenschilfe eine Grahlegung von sehr edler, styl-
voller Zeichnung, aber dafür dass sie nach der Geschichte des
Baues wohl erst um 1400 entstanden sein kann, noch alterthüm-
lich; im Anfange des rechten Seitenschiffes die Geschichte der
heiligen Katharina, ziemlich roh und handwerksmässig behan-
delt. In Augsburg nur ein Tafelbild im westlichen Chore des
Domes mit der Jahreszahl 1439, ein administrirender Bischof,
dem Christus erscheint, aber hart, eckig und ohne entschiedenen
Charakter.
Indessen finden sich an andern Stellen in Schwaben Wich-
tige Ueberreste, welche möglicherweise von Meistern aus jenen
Hauptorten herstammen können. Die ältesten, vielleicht vom
Anfange der Epoche, scheinen die leider gleich nach ihrer Auf-
deckung restaurirten Wandgemälde einer alten Kapelle der Haupt-
kirche zu Reutlingen zu sein, die Kreuzigung und die Ge-
schichte der h. Katharina darstellend, von schwunghafter Zeich-
nung und leichter Färbung, mit geringem Ausdruck, aber mit
Gefühl für Schönheit der Linie M). Ein Wandgemälde in der Sa-
kristei des Doms zu Constanz, Christus am Kreuze zwischen
Maria und Johannes, trägt zwar eine Jahreszahl, die wenn sie auch
nicht ganz deutlich ist, doch wohl 1348 gelesen werden muss;
auch scheint die Biegung der Körper, der Schwung der sorgfäl-
tig modellirten Falten, die Art der Behandlung und des Aus-
drucks dem Styl dieser Zeit, namentlich etwa dem der Apostel-
statuen des Kölner Doms, zu entsprechen hat's). Wichtiger sind
Ü In den bekannten Werken von Paul von Stetten und von Weyermann.
M) Der einsichtige Berichterstatter im Kunstblatt 1846, S. ZOO glaubt sie
noch mit den Miniaturen des Minnesängercodex in Stuttgart (s. oben V, 642]
vergleichen zu dürfen.
"Ü Schreiber, Denkm. der Bauk. am Oberrhein I, S. 9, giebt geradezu die