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Nürnberger
Malerschule.
Gestalten, so die der h. Servatius und Georg in der Lorenzkirche,
und die der h. Dorninicus und Bernhard an den Pfeilern der
Frauenkirche Beachtung, weil sie die hiesige Schule von ihrer
liebenswürdigen Seite zeigen, mit klarer Auflassung, Wohlver-
standener Gewandung und gesundem Ausdruck; der St. Georg
in der Goldrüstung mit fast weiblicher Zierlichkeit des blonden
Lockenkopfes hat selbst einen Anflug von der Poesie der Kölni-
sehen Paradiesesbilder. Auch auf einem Bilde der Lorenzkirche
(3. Kapelle rechts) wo auf Goldgrund die Heiligen Laurentius,
Heinrich und Kunigunde vor dem leidenden Christus stehen, sind
die Köpfe dieser Heiligen noch sehr lieblich, aber schon in den
ziemlich steifen und scharf gebrochenen Gewandfalten und noch
mehr in der harten und mit sichtbarem Anspruch ausgeführten
Muskulatur des Christuskörpers tritt ein nüchterner Realismus
stärker hervor. Gleichzeitig, wir dürfen annehmen um 1440 bis
1450, wählten die Besteller Wohl noch allegorische Gegenstände,
z. B. die auch sonst Wohl vorkommende aber hier sehr weit aus-
gesponnene Allegorie des Sakramentes, woChristus die Trau-
ben in der Kelter tritt und der edle Saft der Kirche zufliesst, die
durch den Papst auf den von den Thieren der Evangelisten 21:)
gezogenen Wagen repräsentirt ist; aber die Ausführung ist roh,
das Gefühl des Malers ist dabei nicht, wie bei jenen idyllischen
Bildern betheiligt gewesen. Ueberhaupt können wir keine styli-
stischen Veränderungen Wahrnehmen, bis der Einfluss der Eyck-
sehen Schule etwa um die Mitte des Jahrhunderts (in dem grossen
Altarbilde der Löffelholzischen Kapelle in der Sebaldskirche vom
Jahre 14-53 ist er erkennbar) genauere N aturstudien und eine an-
dere Richtung erzeugte.
Ob sich der Einfluss der Nürnberger Schule schon in dieser
Epoche Weit über das Weichbild der Stadt hinaus erstreckte, ob
andere Malerschulen von Bedeutung in Franken bestanden, wird
"Ü Waagen S. 246 und wahrscheinlich nach ihm Hotho S. 482
nennen irrig Boek und Schaaf als Zugthiere; es sind Löwe und Stier, während
der Adler auf der Deichsel sitzt und der Engel daneben geht. Auch Bilder
mit den Marialien in einer dem obenerwähnten Kölnischen Bilde ganz ähnlichen
Weise kommen in Nürnberg wiederholt vor; so in der Lorenzkirche (erste Ka-
pelle links] als Epitaphbild von 1462, und dann wieder noch ausführlicher in
St. Sebald als Gedächtnisstafel des Ulrich Steak, 1' 1478.