Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Die 
zweite 
Generation. 
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1- 1434, ziemlich hoch an einem der Rundpfeiler der Frauen- 
kirche hängend; die Geburt Christi und in der Predella Christus 
im Grabe stehend mit knienden Gestalten der Familie der Ver- 
storbenen und einiger Geistlichen. Die Farbe ist fein und gelb- 
lich, die Modellirung rund und Weich, die Haltung der Köpfe, so 
weit die Höhe es zu benrtheilen erlaubt, ziemlich individuell, und 
die perspectivische Durchführung der Hütte zeigt eine im Ver- 
gleich mit der Kölner Schule rasch vorschreitende realistische 
Richtung  Noch Weiter geht diese in dem angeblich schon im 
Jahre 1406 gestifteten, aber gewiss erst viel später mit Gemäl- 
den versehenen  Altare des h. 'l'heocarus an einem der Chor- 
pfeiler von St. Lorenz; inwendig sehr schönes Schnitzwerk, auf 
den Flügeln hier St. Petrus auf dem Wasser und die 'l'ransligu- 
ration, dort das Abendmahl und die Auferstehung,'alle auf Gold- 
grund, in bräunlicher Carnation , in der Gewandbehandlung noch 
mit Motiven der älteren Generation, dabei aber mit einer bis da- 
hin noch nicht vorgekommenen dramatischen Lebendigkeit und 
naturalistischen Ausführlichkeit. So der Petrus, der auf den sehr 
dnnkeln Meereswogen die Arme sehnsüchtig nach dem Herrn 
ausstreckt, so besonders die ganze Anordnung des Abendmahls, 
wo die sechs Rückenliguren der am länglichen Tische sitzenden 
Apostel so gewendet sind, dass nur von einem uns das Gesicht 
ganz entgeht. Die Flügel des Untersatzes mit der Legende des 
h. Theocarus sind unzweifelhaft von anderer, jüngerer Hand. 
Neben diesen schon sehr in das Einzelne und DramatiSChß 
eingehenden historischen Darstellungen verdienen einige einlßllle 
a) Waagen 250. Hotho 476. 
w") Das Chronologische verdient noch nähere Untersuchung. Die Jahres- 
zahl 14-37 (nicht 1434 wie Passavant a. a. 0., der zuerst darauf aufmerksam 
machte, sie las) steht auf der Rückseite des unteren Kastens, der in seinem 
Inneren die ungemein weich gemalte Gestalt des im Grabe liegenden h. Theo- 
carus enthält, und bildet den Anfang einer längeren, jedoch durch die Breite 
des Pfeilers verdeckten Randinsehrift, welche noch mehrere, nicht mehr völlig 
lesbare Jahreszahlen enthielt, möglicher-weise von noch späterem Datum, die 
aber nur auf diesen unteren Kasten, dessen Malereien in der That im Natu- 
ralistischen noch weiter gehen, nicht auf die Gemälde des darauf ruhenden Al- 
tares zu beziehen sind, obgleich auch diese gewiss jünger sind als 1406. 
Waagen S. 247. Hotho 482.
	        
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