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Nürnberger
Malerschule.
Aehnlich in der Auffassung und Behandlung, aber bedeu-
tend weicher und entwickelter ist die Gedächtnisstafel des Paulus
Stromer, J;- 1406, Christus als der Leidende auf Wolken, von
Engeln mit den Marterwerkzeugen und von Maria und Johannes,
die unten knien, verehrt (Lorenzkirche, 5. Kap. rechts), und noch
etwas weiter besonders in dem individuellen Charakter des
knienden Ehepaares eine Gedächtnisstafel im Chore daselbst,
Christus im Grabe stehend von Maria und Johannes gehalten,
welche nach dem Tode einer Frau Rymensuiderin im J. 1409
gestiftet sein sollt).
Nur bis in diese Zeit können wir die erste, etwa der Schule
des Meisters Wilhelm entsprechende Generation verfolgen; alle
anderen Bilder sind schon realistischer und zeigen ein ähnliches
Bestreben nach weicheren Formen wie in Köln der Dombild-
meister. Vor allem gilt dies von dem Altarwerk, das jetzt auf
dem Hochaltare der Frauenkirche aufgestellt ist, und ursprüng_
lich für den der Karthäuserkirche daselbst, aber gewiss nicht
(wie man geglaubt hat) unmittelbar bei der Gründung derselben
im Jahre 1385, sondern gewiss dreissig oder vierzig Jahre später
gestiftet war. Die mittlere Tafel enthält in drei gleiehgrossen
Abtheilungen neben einander die Verkündigung, dann in der
Mitte den Crucitixus zwischen Maria und Johannes, und endlich
die Auferstehung; auf den Flügeln sieht man auf einer Seite die
Geburt, auf der anderen die Apostel Petrus und Jacobus, alles
auf gemusterten Goldgrunde. Die Anordnung hat noch nicht die
Figurenfülle, wie in der Schule Meister Stephans von Köln, aber
sie ist schon bewegter, künstlicher, realistischer. Statt der ein-
fachen Symmetrie ist mehr ein pikanter Gegensatz erstrebt; so ist
auf der Verkündigung und auf dem Mittelbilde Maria ganz in
der Vorderansicht, die entsprechende Gestalt dort des Engels
und hier des Johannes aber im Profil, und zwar bei beiden in
verschiedener Wendung gezeigt; bei der Geburt hat der Maler
an dem darüber fliegenden Engel den Versuch einer eigenthüm-
lichen Verkürzung gemacht; die Kriegsknechte bei der Aufer-
stehung sind phantastisch gekleidet und liegen in schwierigen
i") S0 wieder nach Pfarrer Hilpert bei v.
ist, so viel ich bemerkt habe, nicht daran.
Rettberg a.
eine Inschrift