496
Nürnberger
Malen-schule.
der Bestellung feststellt. Allein gerade bei den bedeutendsten
Bildern fehlen auch diese Daten. Zum 'l'heil hat man die Ent-
stehungszeit aus den Wappen der Donatoren in ihrer Beziehung
auf die Geschlechtstafeln der Nürnberger Patricier zu erforschen
gesucht, allein die Beweisführung ist unsicher oder nicht voll-
ständig bekannt gemachtä). Wir sind daher hauptsächlich auf
das Stylgefühl angewiesen, welches Iüberall leicht irre gehen
kann, und es hier mit einer Schule von anscheinend schwankender
und langsamer Entwickelung zu thun hat, bei der einzelne Mei-
ster noch spät alterthümliche Züge beibehalten haben können.
Daher ist es erklärbar, dass die Kunsthistoriker nicht einmal
darüber einig sind, Welche Bilder als die ältesten anzunehmen,
und noch weniger wie die übrigen chronologisch zu ordnen
seien M).
Geht man von der gewiss gegründeten Voraussetzung aus,
dass der Entwickelungsgang im Wesentlichen hier derselbe ge-
wesen sei, wie in allen gleichzeitigen Schulen, dass also die
ideal-religiöse und statuarische Richtung der mehr realistischen
vorausgegangen sei, so hat keines der Nürnberger Bilder ge-
gründeteren Anspruch auf die erste Stelle, als der sogenannte
Imhof f s che Altar, welcher von der genannten Patricierfamilie
gestiftet und jetzt wieder in einer derselben gehörigen Empore
der horenzkirche befindlich ist. Das Mittelbild (3' 10" hoch,
Ü Dies gilt namentlich von den Angaben des Pfarrers Hilpert an der St.
Lorenzkirche, auf dessen persönliche Mittheilungen v. Rettberg (Kunstbl. 1849,
Nro. 4, und _.,Nürnberg's Kunstleben") und wahrscheinlich auch schon Passa-
vant (Kunstbl. 1846, Nro. 47) ihre Daten gründen.
M) Die erste genaue kritische Untersuchung der Nürnberger Bilder gab
Waagen 1843 (K. und K.W. in Dld. I, 164 welchem Kugler-Burckhardt
(1847) I, 225, und v. Rettberg in seinen 1846 erschienenen "Nürnberger
Briefen" ganz folgten. Andere Daten stellten zuerst Passavant im Kunstblatt
1846, S. 189, demnächst v. Rettberg im Kunstblatt 1849, Nro. 4 auf, denen
Förster in seiner Gesch. der dtsch. Kunst (1851) sich anschloss, und die auch
in v. Rettbergs "Nürnbergs Kunstleben" (1854) angenommen sind, während
ihnen neuerlich, nicht auf Grund urkundlicher Forschungen, sondern nach
seinem Stylgefühl Hotho in seinem angeführten Werke S. 292 und 476 ü". ent-
gegengetreten ist, mit dessen chronologischen Bestimmungen meine auf wie-
derholter Prüfung der Nürnberger Bilder ruhende Ueberzeugung meist zusam-
mentrifft.