Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Vorhalle 
Frauenkirche. 
der 
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den Gestalten des alten Bundes in den Bögen des Mittelportals 
hat der Künstler ungeachtet ihrer ruhigen Haltung Interesse zu 
geben gewusst, indem sie bald lesend, bald einfach vor sich hin 
oder aufwärts blickend, oder mit ihren Attributen beschäftigt oder 
nachdenklich das Haupt senkend, alle verschieden und in ange- 
messener und verständlicher Haltung erscheinen. Einförmiger 
sind die weiblichen Heiligen in den Bögen des Portales, überdies 
alle mit zu langem Oberkörper; der Gedanke jungfräulicher Rein- 
heit gewährte nicht so mannigfaltige Motive, wie die Geschichte 
der männlichen Heiligen, und erforderte vielleicht nach der An- 
schauungsweise des Zeitalters eine solche Gleichförmigkeit, da 
wir sie bei den elftausend Jungfrauen des Kölner Dombildes noch 
ebenso und selbst noch monotoner wiederfinden. Zu den schwä- 
cheren Theilen der Arbeit gehören dann auch die Reliefs, sowohl 
die im Inneren der Vorhalle, als besonders die fliegenden Ge- 
stalten von Engeln und Propheten, welche am Aeusseren in den 
Zwickeln der Spitzbögen, genau so wie die Victorien an römi- 
schen Triumpfbögen angebracht sind, und die, mochte ihnen nun 
wirklich eine Erinnerung an diese antike Anordnung zum Grunde 
liegen oder nicht, jedenfalls eine zu schwere Aufgabe für diese 
Zeit waren. 
Die Kapelle wurde sehr rasch gebaut, der Grundstein War 
im August 1355 gelegt, und bald nach Ostern 1361 erfolgte 
nicht nur die Einweihung, sondern auch die Vorzeigung der zu 
diesem Zwecke von Prag hierher gebrachten zu den Reichsinsignien 
gehörigen Reliquien und zwar von eben jenem Vorbau ü). Wahr- 
ü]    also ward es gezeigt auf dem Umbgang der kaiserlichen Capele, 
die aulf der Zeit gar in kurzem tage gebaut was worden". S0 eine Chronik 
des fünfzehnten Jahrh. bei v. Murr, Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg, 
1801. Eine handschriftliche, spätere, aber anscheinend zuverlässige Chronik im 
Besitze des germanischen Museums, bemerkt ausdrücklich (nach gütiger Mit- 
theilung des Herrn Dr. von Eye), dass im Jahre 1361 das Uhrwerk der Frauen- 
kirche in Gang gesetzt sei. War das Werk soweit gefördert, so werden auch 
die Statuen des Aeusseren, welche wie die Wappen ergeben, von den einzelnen 
nürnberger Patricierfamilien gestiftet wurden und daher nicht von den Mitteln 
des Baufonds abhänggig waren, nicht zurückgeblieben sein. Schon im Jahre 
1365 beginnen Familienstiftungen, welche die Vollendung der Kirche bereits 
hinter sich haben müssen, neue Altäre, ein ewiges Licht u. s. f.
	        
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