"orhalle
der
Frauenkirche.
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führung geleitet ist. Ganz anderer Art und wenn gleichzeitig
jedenfalls das Werk eines anderen Meisters sind die viel zahl-
reicheren Statuen an und in der Vorhalle, Welche, wie wir
oben bei der architektonischen Beschreibung gesehen haben, be-
stimmt war die Altane zu tragen, von der die Verkündigung der
neugewählten Kaiser und die Vorzeigung der Reichsreliquien
erfolgen sollte. Sie bildet einen quadraten, hinten an die Faeade
angelehnten Bau, dessen drei freie Seiten als äussere Por-
tale zu dem inneren, in die Kapelle selbst geöffneten Portale
führen. Alle diese Portale sind nun aufs Reichste geschmückt,
an ihren senkrechten Pfeilern mit stehenden, in den Bögen mit
sitzenden Statuen, welche in ihrem Zusammenhange die Verherr-
lichung der Jungfrau als I-Iimmelskönigixi zum Gegenstande
haben. Am vorderen Portale sitzt sie selbst, das Kind auf dem
Schoosse, zwischen Engeln, während an den Seitenwänden Adam
und Eva nebst Patriarchen und Propheten stehen. An den Sei-
tenportalen sind unten Apostel und Kirchenlehrer und über ihnen
die Schaaren hier männlicher dort weiblicher Heiligen angebracht-
Das Innere der Vorhalle enthält dann die Vorbereitung dieser
himmlischen Herrlichkeit, nämlich im Bogenfelde des inneren
Portals die wichtigste Thatsache aus dem irdischen Leben der
Jungfrau, die Geburt und Kindheit Christi, rings umher an den
Wänden die Propheten und Patriarchen, als Vorboten dieses
hohen Geheimnisses, und an den Gewölbrippen Engel, zu dem
Schlusssteine emporleitend, an welchem in kleiner Dimension und
gleichsam in der perspectivischen Verkleinerung prophetischer
Voraussicht die Krönung der Jungfrau dargestellt ist. Der gei-
stige lnhalt der Aufgabe War daher weder neu noch so reich und
so organisch gegliedert, wie bei den bedeutenderen Sculptur-
werken der vorigen Epoche, die Ausführung war aber einem
strebenden Meister anvertraut, welcher tiefer in den Gedanken
eindrang und die Natur mit frischem Blicke betrachtete. Von den
naturalistischen Neigungen, Welche etwa fünfzig Jahre später
sich regten, ist er noch sehr entfernt, er ist noch aus der alten,
architektonisch gebildeten Schule. Die stylvolle Haltung der
Gestalten, ihre richtige Einfügung in die architektonischen Räume,
die Gesammtwirkung und der wohlthuende Wechsel von Licht