Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

"orhalle 
der 
Frauenkirche. 
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führung geleitet ist. Ganz anderer Art und wenn gleichzeitig 
jedenfalls das Werk eines anderen Meisters sind die viel zahl- 
reicheren Statuen an und in der Vorhalle, Welche, wie wir 
oben bei der architektonischen Beschreibung gesehen haben, be- 
stimmt war die Altane zu tragen, von der die Verkündigung der 
neugewählten Kaiser und die Vorzeigung der Reichsreliquien 
erfolgen sollte. Sie bildet einen quadraten, hinten an die Faeade 
angelehnten Bau, dessen drei freie Seiten als äussere Por- 
tale zu dem inneren, in die Kapelle selbst geöffneten Portale 
führen. Alle diese Portale sind nun aufs Reichste geschmückt, 
an ihren senkrechten Pfeilern mit stehenden, in den Bögen mit 
sitzenden Statuen, welche in ihrem Zusammenhange die Verherr- 
lichung der Jungfrau als I-Iimmelskönigixi zum Gegenstande 
haben. Am vorderen Portale sitzt sie selbst, das Kind auf dem 
Schoosse, zwischen Engeln, während an den Seitenwänden Adam 
und Eva nebst Patriarchen und Propheten stehen. An den Sei- 
tenportalen sind unten Apostel und Kirchenlehrer und über ihnen 
die Schaaren hier männlicher dort weiblicher Heiligen angebracht- 
Das Innere der Vorhalle enthält dann die Vorbereitung dieser 
himmlischen Herrlichkeit, nämlich im Bogenfelde des inneren 
Portals die wichtigste Thatsache aus dem irdischen Leben der 
Jungfrau, die Geburt und Kindheit Christi, rings umher an den 
Wänden die Propheten und Patriarchen, als Vorboten dieses 
hohen Geheimnisses, und an den Gewölbrippen Engel, zu dem 
Schlusssteine emporleitend, an welchem in kleiner Dimension und 
gleichsam in der perspectivischen Verkleinerung prophetischer 
Voraussicht die Krönung der Jungfrau dargestellt ist. Der gei- 
stige lnhalt der Aufgabe War daher weder neu noch so reich und 
so organisch gegliedert, wie bei den bedeutenderen Sculptur- 
werken der vorigen Epoche, die Ausführung war aber einem 
strebenden Meister anvertraut, welcher tiefer in den Gedanken 
eindrang und die Natur mit frischem Blicke betrachtete. Von den 
naturalistischen Neigungen, Welche etwa fünfzig Jahre später 
sich regten, ist er noch sehr entfernt, er ist noch aus der alten, 
architektonisch gebildeten Schule. Die stylvolle Haltung der 
Gestalten, ihre richtige Einfügung in die architektonischen Räume, 
die Gesammtwirkung und der wohlthuende Wechsel von Licht
	        
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