Mähren
u n d
Schlesien.
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Evangeliarixims in der Kaiserlichen Bibliothek zu Wien, Welche
nach ausdrücklicher Inschrift von einem Brünner Canonicus,
Johannes de Oppavia (aus 'l'roppau) im Jahre 1368 gemalt sind,
den Typus so wie einige technische Eigenthümlichkeiten der
böhmischen Schule aber gemischt mit rein deutschen Elemen-
ten 41), und auch an schlesischen 'l'afelbilderi1 glaubt man böh-
mische Züge entdeckt zu haben WF). Aber andere Kunstwerke
dieses Jahrhunderts in Schlesien 31W) und in den Marken, die zu
Karls eigenen Besitzungen gehörten, tragen mehr den Charakter
kölnischer oder westphälischer Schule Dagegen wurden
wahrscheinlich wegen jener frühzeitigen Entwickelung der Tafel-
malerei böhmische Bilder schon im vierzehnten Jahrhundert in
weite Entfernung und nach verschiedenen Gegenden versendet. Im
Schlosse des I-Iochmeisters zu Marienburg war in der Kapelle
ein „Bild aus Prag", dessen Gegenstand wir nicht wissen, das
aber in den Rechnungen bei Anschaffung des nl-lolzgemächtes"
und der Stangen zur Befestigung wiederholt diese Bezeich-
nung erhält 10H, in der St..Veitskirche zu Mühlhauseil am Neckar
ist cin unzweifelhaftes Bild böhmischer Schule, auf das ich spä-
ter zurückkommen muss, und auch eine Tafel mit einzelnen Hei-
ligen auf Goldgrund in der Spitalkirche zu Aussee in Obersteier-
mark etwa vom Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts scheint der
Beschreibung zufolge aus dieser Schule zu stammen
Nächst den bisher genannten Schulen ist keine bedeutender
4'] Waagen a. a. 0., S. 290.
H) S0 an einem Predellabilde im Vereins-Museum für schlesische Alter-
thümer in Breslau, vergl. Dr. Luchs, romanische und gothische Stylproben aus
Breslau und Trebnitz. Breslau 1859. S. 29 u. 31.
So schon das ebendaselbst S. 29 erwähnte und Taf. 3 abgebildete
Wandgemälde in St. Barbara zu Breslau, das aber ungeachtet des darauf ange-
gebenen Todesjahres 1309 nicht eher als im letzten Viertel des Jahrhunderts
ausgeführt sein kann.
1'] So der Hochaltar in der Petrikirche zu Stendal (Schnitzwerk und Ge-
mälde) und der zu Werben an der Elbe.
TT) Neue Preuss. Prov. Bl., Bd. VIII, S. 333.
v. Sacken in den Mittheilungen der k. k. Gentralkommission I, S. 64
denkt zwar an Kölner Schule, seine Schilderung vbräunliches Colorit mit ver-
schwommenen Conturen, Weiche verblasene Schatten, dicke Nasen", scheint mehr
den Typus der böhmischen Schule zu ergeben.