Kloster
Emmaus.
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finden. Die erste Ausführung dieser Malereien erfolgte, wie die
ausführliche, aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammende In-
schrift angiebt, im Jahre 1343 und fällt also in die Frühzeit der
böhmischen Schule, und es erklärt sich daher, dass diese dem-
nächst einen selbstständigen Charakterannahm, der nur schwache
Spuren des italienischen Einflusses an sich trägt.
Karlstein ist noch immer an mehr oder weniger erhaltenen
Malereien sehr reich. Die h. Kreuzkapelle, der Bewahrungsort
der Reichskleinotiien, zählte ausser den grossen Wandmalereien
in den Fensterwölbungen 133 'l'afelbilder mit Gestalten von Hei-
ligen und Fürsten, die Collegiatkirche Mariä Himmelfahrt war
nicht minder reich geschmückt, und selbst die enge Katharinen-
kapelle, für die einsame Busse des Kaisers in der Fastenzeit be-
stimmt, enthielt neben einer Unzahl von Edelsteinen noch bedeu-
tende XVandgemälde, namentlich Bilder des Kaisers, der in der
Altarnische vor der throneirden Jungfrau mit seiner zweiten Ge-
mahlin Agnes von der Pfalz, und über der Thür schon mit der
dritten, ihm 1353 vermählten, Anna, erscheint. Leider haben
sich die Künstler nirgends genannt, indessen unterscheidet man
ohne Schwierigkeit zwei verschiedene Richtungen oder Schulen,
die eine mit schlankeren Figuren und mit feineren Formen der
Gesichtsbildung und überhaupt mit deutlicher Annäherung an die
sonstige deutsche Kunst und namentlich an die Kölner Schule,
die andere dagegen mit einem eigenthiimlichen Typus, der also
die böhmische Schule charakterisirt. Unter jenen zeichnen sichi die
obenerwähnten und einige andere Bilder der Katharinenkapelle
dann einige aus der Apokalypse in der Himmelfahrtskirche durch
feinere Ausführung, grossartigere Erfindung und so weit es noch
erkennbar ist, weicheres Kolorit aus; man darf sie daher dem
Nicolaus von Strasburg, als dem ersten der hier arbeitenden
deutschen Meister zuschreiben. Dem Theoderich von Prag wer-
"Ü Kugler glaubt zufolge seiner Notizen v. J. 1844 (kl. Sehr. II, 497) in
dem Bilde der Altarnische dieser Kapelle "eine gewisse italienische Gefühls-
weise" zu bemerken, weshalb er sie dem Thomas v. Mutina beizulegen geneigt
ist (Gesch. d. M., S. 222). Ich bin, da ich leider stets verhindert war, Karl-
stein zu besuchen, Passavanfs späterem Urtheile, der _darin nur Deutsches
ilndet, gefolgt.
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