Nicolaus
Wurmser.
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Beide Künstler blieben dann neben einander in der Gnade ihres
Herrn, denn in Urkunden von 1360 und 1367 erhalten dort Ni-
colaus. hier 'l'he0derich Abgabenfreiheit von Grundstücken in
Morzin zur Irlerrschaift Karlstein gehörig. Es scheint daher, dass
sie sich in der Nähe seines Schlosses angekauft haben und dass
der Kaiser dies unterstützt; auch wird in jenen Urkunden selbst
Nicolaus im Allgemeinen aber sehr warm gerühmtiii), und Theo-
derich ausdrücklich wegen der ßfeierlichen" Malerei (solemnis
pictnra) belebt, welche er in der Königlichen Kapelle zu Karl-
stein ausgeführt habe. Standen hiernach der Deutsche und der
Böhme in der kaiserlichen Gunst einander gleich, so war jeden-
falls im Ganzen das deutsche Element vorherrschend; die Proto-
kolle der Gilde, in welcher die Maler mit den Bildhauern, Glaser-n
und Goldschlägern verbunden waren, sind in deutscher Sprache
verfasst und erhalten erst im Jahre 1480 eine böhmische Ueber-
Setzung mk). Zweifelhafter ist es , in wie weit auch ein italieni-
scher Einfluss auf die Prager Schule einwirkte. Karls Sorge für
künstlerischen Schmuck zog gewiss viele fremde Künstler herbei;
'l'eppichweber liess er sogar aus dem muhammedauischexi Orient
kommen 3952i), und die Arbeiter des schon erwähnten Mosaiks
am Dome waren zuverlässig Fremde, wahrscheinlich Italiener-H.
Ueber die Anwesenheit italienischer Maler in Prag haben
wir zwar keine ausdrückliche Nachricht , und die Bilder des
"Consideratis multipliribus meritis probitatis nec non üdelibus gra-
tisque obsequiis, quibus dilectus nubis magister Nicolaus pictor familiaris
noster nobis hactenus complacere studuit, et valet et poterit amplius in futu-
rum." S. d. Urkunden selbst bei Pelzel, Gesch. v. Böhmen II, 751. DlabaCZ,
Kiinstlerlexikon II, 422. Auch Murr Journal XV, 27.
Fiorillo a. a. 0., 128 und Rieggefs Materialien zur alten und neuen
Statistik von Böhmen (1788). Bd. III, Heft 6, S. 119.
VW") Pelzel a. a. O. II, 823, bei Fiorillo S. 133.
S. oben S. 407.
Mit Unrecht hält Fiorillo a. a. O. den Franziscaner Johannes de
Marignola für einen Künstler. Er war ein gewandter Abenteurer, der im Jahre
1334 als Gesandter Pahst Benedicts Xll. an den Hof des Tartarchans gelangte
und dort Gunst und Reichthümer erwarb. Wenn er bei Erwähnung dieser
Reise in seiner sohwülstigen Chronik (bei Dobner, Monumente historica B0-
hemiae II, 68 H.) von einer Kirche im Orient spricht, die er "egregiis pic-
turis" ausgestattet habe, so wird er bei aller seiner Eitelkeit damit nicht eigene