Tafaügemälde.
471
Sehr ähnlichen Styls sind die, auch aus der Gegend von
Bielefeld stammenden zusnmmengehörigen sechs 'l'afe]n, welche
jede mit drei Bildern die Heilsgeschichte von der Schöpfung bis
zum Gerichte darstellen, ebenfalls aus der Krügersc-hen Samm-
lung und jetzt in LondonfF). Auch die Apostel auf der Predella
des übrigens jüngeren Hauptaltarbiltles in der Marienkirche zu
Dortmund sind ähnlich.
Die meisten anderen west-phälischen Tafeln sind jünger.
Eine derselben, welche wie die oben erwähnten aus dem St. Wal-
burgiskloster in Soest in das Provinzialmuseum zu Münster ge-
langt ist, hat den Vorzug eines ziemlich sicheren Datums, indem
sie das Bild und den Namen des Propstes Johannes Blankenberch
enthält, der in Urkunden von 1422 bis 1443 als solcher vor-
kommtiik), und hier jung, also wohl im Anfange dieser Zeit ge-
malt ist. Es bildet einen grösseren Flügelaltar, fast fünf Fuss
hoch, im Ganzen über zwölf Fuss breit. Auf dem Mittelbilde
ist der Tod Mariä in belebter figureureicher Darstellung. Die
Jungfrau liegt unter der goldgestickten Decke leicht hingestreckt,
ihr Haupt von sieben Engeln umgeben, neben dem Bette sitzt auf
der Erde Magdalena mit etwas grossem Kopfe, hoher Stirn, klei-
nem Munde, sehr schlanker Taille und der VVelleillinie im Wurfe
des Mantels, welche das Futter zeigt. Neben und hinter dem
Bett sind die Apostel mannigfaltig beschäftigt, einer von ihnen
mit schwarzer Kapuze und greisem Bart liest mit vorgehaltener
Brille und gebücktem Rücken aus einer Rolle, ein anderer, der
ein Buch aufgeschlagen hat, in welchem wir die Worte erken-
nen: Miserere mei deus, muss erst die thränenden Augen trock-
nen, eindritter reicht das Weihwasser hin, mit welchem Jo-
hannes den Finger der Sterbenden benetzt, während ein vierter
mit aufgeblasenen Backen in das Ranchfass bläst. Man sieht, es
sind genreartige Motive, dabei aber ist die Ausführung noch.sehi'
zart und im Sinne der idealen Schule; ltlaria blond und schlank,
in jugendlicher Anmuth, liegt in weichster Biegung, auch die
anderen Gestalten haben noch den Schwung der Linie und die
lichte zarte Färbung der älteren Kölnisehen Generation. Die Flü-
Vergl. Förster a. a. 0. und Hotho a. a. O., S._ 281.
m") Nach der Ermittelung von C. Becker im K, B]. 1843, Nr. S9.