Tafelgemälde.
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weiche Formen, ist aber in der Ausführung roh und giebt keine
weitere kunsthistorisclte Aufklärung Endlich sehen wir in
einem prachtvollen Missale in der pauliilischen Bibliothek zu
Münster, dessen malerische Ausstattung zum Theil einer spä-
teren Zeit angehört, eine Reihe vorzüglicher Miniaturen, etwa
aus den Jahren 1420 1430, in den anmuthigen Formen des
späteren Kölnischen Styles aus der Zeit des Dombaumeisters mit).
Die wenigen Tafelgemälde, welche man für älter halten
könnte, als Meister Wilhelm von Köln, sind unbedeutend; ein
St. Stephanus in bischöflicher Tracht auf braunrotltem Grunde,
ehemals in der Krügerlschen Sammlung in Minden, jetzt wahr-
scheinlich mit derselben in die Nationalgallerie zu London iiber-
gegangen WfFLnnd ein Antependium in der Wiesenkirche in Soest
mit dem thronenden Christus zwischen den Evangelistenzeichen
und einzelnen Heiligen, sind zwar mit flüssiger 'l'empera gemalt
und in alterthümlicher Zeichnung, aber ohne entschiedenen Cha-
rakter. Ein Flügclbild auf dem inschriftlich im Jahre 1376 ge-
weiheten Jacobusaltar derselben Kirche, die Kreuzigung zwi-
schen der Anbetungder Könige und dem Tode Mariä, auf den
Aussenseiten vier statuarisch stehende Heilige, hat in der Farbe
und Gewandbehandlnng schon Aehnlichkeit mit der Kölner
Schule, aber noch einen andern, breiteren Gesichtstypus, und
ist überhaupt ziemlich roh. Alle übrigen Bilder weisen auf den
Einfluss nicht sowohl Meister Wilhelmis. als seiner Schüler hin.
Dazu gehören mehrere, die aus dem aufgehobenen Kloster St.
Walburgis in Soest in das Provinzial- Museum zu Münster ge-
langt sind; zunächst eine Krönung, Christus und Maria auf
einem rosenroth gemalten Throne von reicher gothischer Archi-
tektur, unter ihnen zwei kleine musicirende Engel und die
kuiende Stifterin, eine Nonne, daneben einzeln stehend St. Wal-
burgis und St. Augustinus, alles Figuren von etwa einem Drittel
Vergl. einige Zeichnungen aus diesem Codex bei Kugler kl. Sehr. I,
67, 68 und die ausführliche Beschreibung bei Waagen, Deutschl. II, 195.
M) Vergl. Lübke a. a. 0., S. 345.
au) E. Förster im K. B1. 1847, Nro. 6. Das Datum von 1320, welches
derselbe anführt, ist ohne alle Gewähr, selbst von dem früheren Besitzer soviel
ich weiss, nicht aufgestellt.