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Kölner
Schule.
(lagegen spielt in Italien und hat keinen geringeren Zeugen, als
den berühmten Bildhauer Lorenzo Ghiberti, welcher in seinem
bekannten kunstgeschichtlichen Aufsatze von einem deutschen
Bildhauer und Maler aus Köln erzählt, der in Diensten eines Her-
zogs von Anjou in Italien gestanden habe, und als dieser in einer
Geldverlegenheit gewisse Goldarlaeiten von seiner Hand ein-
schmelzen lassen, von der Vergänglichkeit und Eitelkeit mensch-
lichen Ruhmes ergriffen, sich der Kunst enthalten und bis an sein
Ende als Einsiedler gelebt habe. Den Namen nennt er leider
nicht, indessen scheint er das Jahr 1420 als das seines Todes zu
bezeichnen 95], und sowohl Arbeiten von ihm gesehen, als auch
Künstler, die ihn gekannt hatten, gesprochen zu haben. Sehr
merkwürdig ist die Art, wie er über die künstlerischen Lei-
slungen dieses Deutschen ilrthcilt; er erklärt ihn vollkommen in
seiner Kunst, stellt ihn, was bei ihm sehr viel sagen will, den
alten griechischen Bildhauern gleich, rühmt, dass er Köpfe und
alles Nackte wunderbar gut gebildet habe, und tadelt nur eines,
nämlich die Kürze seiner Figuren, worin wir denn in der That
die Kölner Schule in der Richtung des l)ombildmeisters wieder-
erkennen.
Eine ganz ähnliche Neigung zu einem beschaulichen Leben
treffen wir auch noch ein anderes Mal bei einem Kölner Künstler.
Znfolge einer Notiz in dem Gedenkbuche des Brüderhauses zu
Zwoll war nämlich (laselbst im Jahre 1440, gleichzeitig mit dem
iberühmfen Johann Wessel , ein frommer junger Mann aus Köln,
Namens Johann, der , so lange er in der X7Velt gelebt hatte, ein
Chemniti und selbst in Salzwedel beizqulegen, und Merlo a. a. O. s. v. "Johann
von Köln" ist ihm darin gefolgt. Eine Vergleichung der Quellen, aus welchen
Fiorillo schöpfte und der Ueberreste jener Werke ergiebt jedoch, dass diese
Annahmen meist auf unbegründeten und mehr oder weniger widerlegten Ver-
muthungen beruhen und nur die im Texte angegebene, freilich aauch nur auf
Tradition beruhende Nachricht glaubhaft ist. Vgl. den näheren Beweis in
meinem Aufsatze in- den Mitth. d. k. k. Oentral-Commission IV, S. 308.
Ü Vergl- den betr. Theil des Ghibertisrhen Commentars bei Cicognara.
Storia della Scultura (Prato 1823] V01. IV, S. 217, und besonders in der neuen
Ausg. des Vasari (Florenz bei Lemonier] V01. I, p. XXIXÄ Vergl. auch Gaye
im Kunstbl.4_1839, Nro_. 21, der eus einer- anderen Handschrift dieVermuthung
herleitet, dass der Name des Künstlers Gusmin oder Goswien gelautet habe.