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Kölner
Schule.
welches in seiner Hauptabtheilung Christus am Kreuze mit Maria
und Johannes nebst trauernden Engeln und knienden Donatoren
enthält, und laut Inschrift von zwei Brüdern Rost aus Cassel
(wohl bei Mainz) für das Seelenheil eines Johannes Rost und
seiner Gattin gestiftet ist, trägt ebenfalls Kölnische Züge und
scheint von der Hand eines dem Dombildmeister gleichzeitigen,
aber untergeordneten Meisters, und die beiden grossen Tafeln
des Berliner Museums mit der Anbetung der Könige und der
Auffindung des Kreuzes (N. 1205 und 1'206) zeigen schon flan-
drischen Einfluss und liegen jenseits der Gränze dieser Epoche.
Die Scnlptur blieb bei allen diesen Wandelungen der Ma-
lerei treulich zur Seite; auch in ihr folgte der Vorliebe für
schlanke, sehnend geneigte Gestalten die für völligere Formen
und weiche jugendliche Anmuth. In der plastischen Durchbil-
dung und in der Genauigkeit der Naturbeobachtung ging sie
auch jetzt wieder voran. Ein Beispiel dafür geben die Statuen an
dem, bekanntlich allein und etwa um 1420 vollendeten Südp0r-
tale der Domfaeade; unten die grösseren stehenden Gestalten der
Apostel, oben in den Höhlungen des Bogens sitzende Propheten
und Kirchenlehrer; wenn auch nicht ganz frei von manierirter
Haltung, sind sie doch sehr würdig und zeigen in den vortreff-
lich ausgeführten Gesichtszügen und den auch unter den Ge-
wändern erkennbaren Körperformen ein Naturgefühl, wie es
kaum noch vorgekommen war. Auch einige Madonnenstatuen,
so eine in Holz mit Farben und Gold in St. Martin in Oberwesel,
und besonders die am Aeusseren der Apsis von St. Maria in
Lyskirchen zu Köln sind ausgezeichnet. Bald aber streifte die
Behandlung auch schon an das Weichliche und Haltungslose
wie bei den Statuen und Relieffigürchen am Rathhausthurme
(1407- 141-1), und endlich wetteifert sie ohne Rückhalt mit der
Malerei in der Darstellung naturalistischer Fülle und Weichheit.
Ein anziehendes Beispiel dieser Art sind die beiden Gestalten des
englischen Grusses, welche, leider überweisst und gefirnisst, in
St. Cunibert in Köln stehen und deren ausführliche Inschrift den
Passavant im K. B]. 1841, S. 367, geht wohl zu weit,
Bild "dem Meister Wilhelm verwandt" nennt.
wenn er dies