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Kölner
Schule.
Maria und Johannes kniend, unter seinen Füsseil Sonne und
Mond und auf blauem Himmel fliegende Engel mit Posaunen
oder im Kampfe gegen die den Seelen nachstellenden 'l'eufel,
dann ganz unten die Auferstehenden aus den Gräbern hervor-
tretend, zu. beiden Seiten des Himmels aber einerseits die Him-
melsplbrte, wo in reicher gothischer Architektur unter dem Jubel
singender Eilgel auf den Zinnen St. Petrus die Seligen empfängt,
und andererseits der Höllenschluntl, wo Teufel eine Schaar Ver-
dammter an Ketten hineinziehen, während andere schon in
mannigfacher Weise gemartert werden. Alterthümliches und
Modernes mischen sich in eigenthiimlicher Weise, Christus hat
das breite plumpe Gesicht der Kölner Schule, aber dünne spiessige
Arme und Beine, Maria und Johannes sind ebenfalls lang und
trocken, wie in missvcrstandener Reminiscenz des älteren Styles,
aber die nackten Gestalten der Auferstandenen sind, obwohl in
der Carnzition noch dem Dombilde verwandt, in der Zeichnung
ziemlich correct und mannigfaltig behandelt. ln der Hölle zeigt
sich endlich eine Neigung zu realistischer Charakteristik und
selbst zur Caricatur, die wir denn in den zwölf Marterbildern der
Frankfurter Sammlung noch gesteigert linden. Der Maler be-
wegt sich im Grausamen und Schauerlichen recht mit Wohlge-
fallen und wie man gestehen muss mit 'l'alent; er ist erfindungs-
reich im Ausdrucke roher Bosheit an 'l'eufeln und Henkern und
schildert diese bctvegten Scenen mit sicherer und Verhältniss-
mässig richtiger Zeichnung. Er schlägt damit einen Weg ein,
der leider in Köln und in ganz Deutschland fortan nur zuviel be-
treten wurde, und hat dabei persönlich für die Idealität seiner
Vorgänger und Zeitgenossen so wenig Sinn, dass er selbst den
Gruppen der Seligen und den Engeln kaum einen Schimmer des
Reizes zu geben weiss, den sie bei jenen hatten und der sich bei
den Späteren wieder findet.
Hiermit werde ich wohl die Hauptrichtungerl der Kölner
Schule in und nach der Zeit Meister Stephans erschöpft haben.
Sie sind ausser den erwähnten durch eine grosse Zahl von Bil-
dern vertreten, welche viele verschiedene Hände erkennen lassen,
deren nähere Betrachtung aber keinen grossen Gewinn gewähren
würde. Dahin gehört im Kölner Museum zunächst eine Kreu-