Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Kölner 
Schule. 
beiden grossen Tafeln der Münchener Pinakothek (Cab. I, Nro. 
l, 2) jede mit vier statuarischen Figuren in halber Lebensgrösse, 
je drei Apostel nebst den beiden grossen Häuptern des Mönch- 
thums, St. Bernhard und St. Benedict, und dann zwei kleinere 
Tafeln des Kölner Museums, Geisselung und Grablegung, ge- 
hören. Diese Tafeln zeigen übereinstimmend eine etwas andere 
Verbindung der in der Zeit liegenden Elemente, als bei Meister 
Stephan. Aus der älteren Schule stammen die langen Verhält- 
nisse der Gestalten, aber der Knochenbau ist kräftiger und mehr 
der Natur gemäss, und der Faltenwurf hat weder die langen 
Linien der älteren noch die gehäuften Brüche der späteren Schule, 
ist aber ohne Poesie und Charakter und stellenweise überladen, 
Jene gemeine Gesichtsbildung, die in der kölnischen Schule öfter 
vorkommt, ist bei ihm vorherrschend und man sieht recht deut- 
lich, dass sie mit einem unklaren Gefühl von Naturwahrheit zu- 
sammenhängt. Die Farbe ist zwar nicht minder kräftig wie bei 
Meister Stephan, aber bräunlicher. Die Apostel sind nicht ohne 
Ernst und Würde, die Scenen aus der Passion mit dramatischer 
Lebendigkeit angeordnet, aber ohne ergreifenden Ausdruck, 
Der Realismus tritt daher hier nicht wie bei dem Dombildmeistel- 
in der Gestalt einer vielleicht etwas sinnlich gefärbten Poesie, 
sondern als verständige und trockene Naturwahrheit auf. Ob, 
wie man vermuthet hati), eine lebensgrosse St. Ursula des 
Kölner Museums mit Pfeil und Palmzweig in der Hand, die 
Lage, die Zusammengehörigkeit der einzelnen zum Kaufe angebotenen Bilder, 
die überdies noch nicht entstellenden Restaurationen unterworfen waren, zu 
prüfen und Nachrichten über die ursprüngliche Anordnung der Altarwerke ein- 
zuziehen. Seine umständlichen und wohl überlegten Notizen selbst zu ver- 
öüentlichen, hat sich der sonderbare Mann nicht entschliessen können, woh1 
aber hat Passavant frühzeitig seine Ansichten in der Kunstreise (1833) S_ 
413 1T. niedergelegt, wie sie denn später mir und vielen Anderen bekannt gg- 
worden. 
i] Vergl. Passavant a. a. 0. mit Kugler kl. Sehr. II, 293. Schon das 
Mauss der Tafel, 5 Fuss 10 Zoll Höhe, 3 F. 10314 Z. Breite, möchte sich kaum 
in irgend einer Weise mit dem der Münchener Flügel (6 F.  Z. Höhe, 
4 F.  Z. Breite] vereinigen lassen. Das Bild hat eine zwiefache Restau- 
ration erhalten; der heitere Himmel mit leicht angelegten Bergen, der ringe- 
wöhnlicher Weise hier statt des Goldgrundes vorkommt, ist jedoch von Kugler 
schon vor der Restauration wahrgenommen worden.
	        
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