Schule
Meister
Stephalfs.
459
geführt. Aber gerade dadurch hat das Bild einen hohen Reiz,
ähnlich dem der Madonna im Priesterseminar, aber doch davon
verschieden, Anmuth und Innigkeit sind in beiden gleich, aber
sie tragen dort mehr den Charakter religiöser Verehrung und
Hingebung, hier mehr den kindlich unschuldiger Zärtlichkeit.
Kugler vergleicht mit Recht die Stimmung, die darin verkörpert
ist, mit der der süssestcn iWlinneliederi-i).
Ausser dieser Perle der ganzen Schule weiss ich kein
zweites Bild, das dem Meister mit gleicher Sicherheit zuge-
schrieben werden könnte, Wohl aber eine grosse Zahl, bei wel-
cher seine lilitwirkung in verschiedenen Stadien Seiner Ent-
wickelung (lenkbar wäre. Der Versuch, die Geschichte dieser
Entwickelung aus einer Reihe von Bildern zusammenzustellen,
mag eine interessante Uebung des Seharfsinnes und des Kunst-
gefühls sein, hat aber keinen historischen XVerth. Es genügt viel-
mehr, aus der nicht unbeträchtlichen Zahl der Bilder dieser Schule
die bedeutenderen namhaft zu machen und die grüssere oder ge-
ringere Hinneigung bald zum Idealen bald zum Realismus, durch
welche sie sich unterscheiden, aufzuweisen. Eine Wiederholung
des Dombildes in kleinerem Maassstabe, im Kölner Museum, mag
dabei als Einleitung (lienen, indem sie weder eine genaue Copie
eines Dritten. noch auch eine Skizze oder Replik von der Hand
des Meisters. sondern die Arbeit. eines Zeitgenossen ist, der sich
Abänderungen in Motiven und in der Raulnvertheilung, vielleicht
aus ganz äusserlicheil Gründen, erlaubte und dabei geistloser
und unbestimmter ist. Dies zeigt den Einfluss, den dies grosse
VVerk übte und die Gemeinsamkeit des 'l'echnischen in der
Schule. WVichtig zur Orientirung ist es sodann, die Fragmente
zweier grosser Altarwerke, die jetzt zerstreut sind, und die man
anfangs dem Dombildmeister unziveifelhaft zuschrieb, zu betrach-
ten. Das eine, ehemals in der Abteikirche zu Heisterbach, ist
zwar von keinem unserer Berichterstatter in voller Erhaltung ge-
sehen worden, wohl aber wissen wir (illfCll das Zeugniss eines
nahestehenden und gründlichen Beobachtersgeät), dass dazu die
1:) Gesch. d. Mal. 2. mm. I, 248.
Professor Mosler in Düsseldorf war bei den Ankäufen der Gebrüder
Boisseräe in Köln anwesend zum Theil sogar mitwirkend und dadurch in der