Das
Dombild.
447
Jahrhundert war es denn doch glücklicherweise so weit in Ver-
gessenheit gerathen, dass man es vor der Raubsucht französi-
scher Commissarien verbergen konnte, aber seitdem es in diesem
Versteck von Friedrich Schlegel gesehen war und in ihm einen
begeisterten Beschreiber gefunden hattet-t), erregte es stets wach-
sende Bewunderung und trug wesentlich dazu bei, die wieder-
erwachte Liebe für mittelalterliche Kunst zu nähren und zu stei-
gern. Der Inhalt des Bildes ist bekannt; auf der mittleren Tafel
die Anbetung der Könige und zwar so, dass Maria mit dem
wunderschönen, edelgebildeten Kinde nicht wie gewöhnlich auf
der Seite, sondern ganz nach vorn gewendet und in der Mitte
sitzt, jederseits ein kniender König und dahinter je fünf oder
sechs Männer des Gefolges, ohne Andeutung des Gebäudes oder
der Localität; auf den Flügeln hier St. Gereon mit seinen Rittern,
dort St. Ursula von ihrem Verlobten, ihren Jungfrauen und eini-
gen Bischöfen begleitet; bei beiden dies Gefolge dicht gedrängt,
als ob die herüberragenden Köpfe die Legion der Begleiter Gere-
ons und die Zahl der eilftausend Jungfrauen anschaulich machen
sollen; auf der Aussenseite der Flügel endlich nur die beiden
Gestalten der Verkündigung in leichter nur andentender Färbung.
Schon das Aeusserliche der Anordnung ist charakteristisch.
Die älteren Meister kannten nur kleinere Dimensionen und liebten
ausführlich zu erzählen; der des Clarenaltares gab lieber vier und
zwanzig Momente aus Christi Leben, als eine geringere Zahl in
bedeutenderen Verhältnissen. Der neue Meister beschränkt sich
auf einen Moment, stellt aber seine fast lebensgrossen Figuren
dem Beschauer möglichst nahe und meistens in voller Vorder-
ansicht dar w). Auch hat er damit nichts unternommen was
seine Kräfte übersteigt; die Körperbildung ist völlig und im
Wesentlichen richtig, Arme und Hände haben statt der früheren,
tores summa cum voluptate contueantur. Gelenius 1645: Piotura majoris arae
Deiparam et Sanctos evangelicos Magos, caeterusque Urbis tutelares exhibens,
artiticii et nominis celebritate solet in sui spectationem artis ejus admira-
tores Coloniam accire. Beide Stellen bei Merlo Nachrichten S. 437.
a] Zuerst in der Europa II, 2 (1804). Sämmtl. Werke, VI, 196, und da-
naqh abgedruckt bei Merlo a. a. O. und zum Theil auch bei_Fiorillo I, 418.
3x) Die Mitteltapthl hat 9 FussBIeite und Fuss Höhe.