Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Kölner 
Schule. 
Begleitern umgeben, wie von einem edlen Hofstaat. Zuweilen 
sind es nur Jungfrauen, etwa die heilige Katharina, sich mit dem 
Christkinde verlobend, Agnes mit dem Lämmlein spielend, an- 
dere aus kostbar geschmückten Büchern vorlesend, musicirend, 
Blumen pflückend, Wasser schöpfend, zuweilen auch männliche 
Heilige, die mit einzelnen Fräulein besondere Gruppen sittiger 
Unterhaltung bilden, nalnentlich gern der ritterliche St. Georg, 
dessen Goldrüstung dem reichen Schmucke, in welchem auch 
die weiblichen Heiligen immer erscheinen, entspricht. Man Würde 
glauben das Bild einer heiteren vornehmen Gesellschaft vor sich 
zu haben, wenn nicht die Heiligcnscheine und der Goldgrund 
über dem Rasen uns daran erinnerte, dass wir nicht in irgend 
einem beglüekten Klima der Erde, sondern im Paradiese sind. 
Alle diese Bilder sind übrigens in kleiner Dimension, offenbar 
nicht für den kirchlichen Gebrauch, sondern zur Privatandacht, 
ich möchte sagen, zum andächtigen Genusse bestimmt. Das 
älteste unter ihnen scheint mir das des Berliner Museums (Nro. 
1238) zu sein, eine einfache Gruppe von vier Jungfrauen, auch 
auf den Flügeln jungfräuliche Heilige, Elisabeth und Agnes, in 
der Behandlung noch dem Altärchen mit der Wickenblüthe in 
Köln sehr ähnlich. Die Figuren sind schlank mit feiner 'l'aille 
und dünnen Armen, die Carnation ist rosig, dabei aber auch die 
Farbe der Gewänder entwickelter und glänzender, Katharina 
z. B. im goldbrokatenen Kleide, auf welches das blonde Haar herab- 
fällt, mit gelbem röthlich schillerndem Mantel und hell lila Futter. 
Nicht viel jünger ist das liebliche Rundbild der Münchener Pina- 
kothek (Kabinet l, Nro. 16), wo Madonna zwar auf einem 
'l'hrönchen sitzt, aber doch im Freien, umgeben von ihren vier 
Jungfrauen, von denen Katharina und Barbara neben ihr stehen, 
Agnes und Agathe auf dem Rasen sitzen, alle dem Concerte 
horchend, welches Engel mit Harfen, Lauten und Orgeln aus- 
führen. Ist hier der Gedanke des Himmlischen vorherrschend, 
so führt ein drittes Bildchen, in der Prehnschen Sammlung in 
der Bibliothek zu Frankfurt am Main, den Gedanken adelig an- 
muthiger Gartenfreude Weiter und reizend aus. Obstbäume, ein 
Brunnen, ein Tisch mit Gläsern und Früchten füllen den Garten, 
in welchem die beiden Ritterheiligen St. Michael und St. Georg
	        
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