l'aradivsesbildel'
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Endlich ist ein 'l'ript_vchon mit einer minder gewöhnlichen
Darstellung zu erwähnenöt). Die Flügel einhalten blos die ein-
zelnen Figuren der Kirchenvater lrlieronymus und Augustinus,
das Mittelbild feiert dagegen in einzelnen, ohne naturalistisrhe
liliuheit durch eine geometrische Figur umschlossenen Bildern
das Geheimniss der Geburt des Heilandes; in derMitte die Jung-
frau mit dem Kinde, dann in aufeinander folgenden Ordnungen
die Symbole dieses Geheimnisses, zuerst die 'l'hiersymb0le,
Phönix, Einhorn, Pelikan, Löwe, dann die alttestameutarischen,
der feurige Busch, Aaron mit der blühenden Gerte, Ezechiel vor
der verschlossenen Pforte, Gideons Vliess u. s. f., alles durch
lateinische Verse erklärt sie); die Ausführung einen Meister wohl
schon vom Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts verrathend göiö).
Am wichtigsten ist eine dritte Klasse von Bildern, welche
man die idyllischen nennen kann, weil sie zwar religiöser Be-
Stimmung, der Jungfrau gewidmet sind, aber so dass sie diese
nicht in ernster, kirchlicher Weise, sondern mit freier naiver
Poesie feiern. Sie sind für die Kölner Schule charakteristisch.
Selbst die in Italien beliebte Darstellung der Jungfrau in throno
oder im Momente der Krönung kommt in dieser Schule selten
vor; sie sucht weniger die Ilerrlichkeit der Ilimmelskönigin, als
die Demuth, Unschuld, Reinheit der Auserwählten unter den
Frauen darzustellen. Die Mutter Gottes erscheint ihr als eine ein-
fache Jungfrau im Liebreiz der Jugend, und nimmt nur etwa
die Haltung und Umgebung einer vornehmen fürstlichen Jung-
frau an. Die Maler zeigen sie daher gern im Freien, auf blumi-
gen Rasen sitzend, von einer Gartenmauer umhegt, von heiligen
Ü Es befand sich früher im Besitze des Landgeriehts-Präsidenten Bessel
zu Cleve und ist von mir im Kunstblatte 1839, Nro. Öl beschrieben.
Die allgemeine Unterschrift: Hanc per ilguram noscis castam parituram.
m") Ein Flügelaltar, welcher aus der Stiftskirche zu Miinstereifel in die
kleine Kirche zu Kirchsahr, im Ahrthale unfern Aldenahr, gerathen ist, soll
ebenfalls im lieblichen Ausdrucke der Köpfe und in der Gewandbehandlung an
Meister Wilhelm erinnern. Er enthält geöfTnet auf der Mitteltafel die Kreuzi-
glmg nebst sechs Passionsbildern, auf den Flügeln in je sechs Bildern die
Kindheit Christi und die Hergänge von der Grablegung bis zur Ausgiessung
des h. Geistes. Das Ganze hat Fuss Höhe und etwas geringere Breite.
Ich verdanke diese Mittheilung Herrn Prof. Andreas Müller in Düsseldorf,