Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Kölner 
Schule. 
Besitz des Kaplans Seydel zu Köln, die heilige Geschichte von 
der Verkündigung bis zum Tode der Maria darstellend, und zwar 
die Lcidensgeschichte Christi in acht Tafeln auf rothem Grunde 
roher ausgeführt, wvalirscheinlich also die Aussenseite der Flügel 
bildend und als Leiden der Maria betrachtet, und ihre Freuden, 
nämlich die Geschichten von der Verkündigung bis zur Anbe- 
tung der Könige und nach dem Kreuzestode von der Auferste- 
hung bis zum Heimgange der Jungfrau selbst in anderen acht 
Bildern auf Goldgrund und von bedeutend besserer Hand, alle 
aber wie die Aussenbilder des Clarenaltars nicht unmittelbar auf 
das Holz, sondern auf Leinwand gemalt. Die Zeichnung ist noch 
ganz die flüssige und leichte, die Figuren sind schlank mit lan- 
gem Halse und dünnen Armen, die Gewänder etwas breiter ge- 
halten als auf dem Clarenaltar, aber doch tliessend und in schöner 
Linie. Der Ausdruck ist oft sehr innig, wenigstens im Motiv, 
die Anordnung noch sparsam, aber doch schon mit Nebcnsachen, 
z. B. bei der Verkündigung Vorhänge und 'l'hür, bei der Geburt 
Dach und Heerde, Ochs und Esel. Auch naive humoristische 
Züge, z. B. dass JosephSuppe kocht, dass der Mohrcnkönig 
sein schleppendes Gewand in einer eigenthümlichen, wahrschein- 
lich nach damaligem Herkommen für orientalisch gehaltenen 
WVeise hebt, mischen sich ein. 
Ferner gehört dahin ein Flügelbild des künftigen Museums 
(jetzt noch in der Bathhauskapelle), jener oben mehr erwähnten 
Kreuzigung ähnlichit), auf dem Mittelbilde ein um diese Zeit auf- 
kommender und in Deutschland oft wiederkehrender Gegenstand, 
die ganze heilige Sippschaft, Maria mit verwandten Männern, 
Frauen und Kindern, dem Heiland und künftigen Aposteln, auf 
den Flügeln Verkündigung und Geburt, Heimsuchung und Au- 
betung der Könige. Die mehr bewegten Scenen sind ziemlich 
steif, dagegen die ruhigeren überaus lieblich, in leichter Zeich- 
nung, mit rundlichen Formen, sehr reinen und einfachen Ge- 
wandmotiven, die Gewänder wiederum meist in helleren Farben, 
auch die Carnation sehr licht. 
Ruhl, alle auf Leinwand mit dunkelem Hintergrunde. Die 
1854 gab Gelegenheit, sie (Nro. 156, 319, 281 des Katal.) 11 
i") Nur von Hotho envähnt, S. 250. 
Ausstellung von 
vergleichen.
	        
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