Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Schule 
Dleister 
Wilhelmk. 
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die altköhlische Familie YVasserfass gemalt ist St), auf Gold- 
grund, aber schon mit hohem Augenpunkte, mit Bergen und 
Burgen im Elintergrunde und mit {igurenreicher Darstellung der 
verschiedenen aneinander gerückten Momente; also nach ganz 
anderem System angeordnet als die Bilder des Clarcnaltars. 
Auch die Farbenbehandlung ist anders, dunkler, härter, und die 
Bewegungen sind, bei ruhigen Gesichtszügen, sehr lebendig, oft 
übertrieben, aber nicht selten von ergreifendem Pathos. S0 im- 
nientlich bei den Frauen neben der Kreuztragung, Wo die eine 
mit verhiillteln Gesicht unsere Phantasie zu der Vorstellung noch 
stärkeren Schmerzes als in den sichtbaren Köpfen anregt und so 
in der That die Wirkung steigert Seit). 
Eine zweite noch etwas grössere imd iigurenreichcre 
Kreuzigung, ebenfalls im Museum, gehört schon einem etwas 
weiter entwickelten Meister an, der sich durch eine Fülle von 
lebendigen Motiven auszeichnet. So der Gegensatz des milden 
Johannes gegen die rohen Knechte, die ihn mit grellen Gcbchr- 
den verspotten; die fast portraitartig durchgeführte Frau in rei- 
chem Kleide, die einen Knaben an der Hand führt, und auf der 
anderen Seite ein reicher lilann, der sein Pferd von einem zierlich 
laufenden Diener leiten lässt. Der Christuskörper ist aber noch 
sehr mager und überhaupt die Zeichnung weniger fliessend und 
ideal, die Farbe dagegen entwickelter, mit hellen gebrochenen 
Tönen, die in wohlberechneteln Wechsel sich wiederholen und 
harmonisch Wirken. Das in der späteren Kölner Schule so sehr 
beliebte Motiv, durch den Farbengegensatz des Futters gegen 
die Aussenseite des Gewandes zu wirken, kommt hier schon vor. 
Lßlßlltßfßl" Behandlung sind die Theile eines Altars äitkät) , im 
i] Von Kugler in den kl. Sehr. II, 287 und in der Gesch. der Malerei I, 
210 beschrieben und in die Zeit von Meister Wilhelm gesetzt. Mir schien sie, 
wie auch Hotho a. a 0. S. 253, später. 
31') Man mag dabei an die bekannte Anekdote des Plinius von dem Maler 
Timanthes erinnern, der bei dem Opfer der Iphigenia Agamenmons Schmerz 
durch die Verhüllung des Gesichts eindringlich schilderte. 
 In der Kölner Ausstellung von 1854, Nro. 474- 481. Die Reste 
eines anderen Altars ähnlicher Art sind in mehreren Privatsammlungen Köln's 
zerstreut, nämlich die Kreuzigung nebst der Kreuztragurlg bei Merlo, Christus 
am Oelberge und die Geisselung bei Fromm, Verkündigung und Geburt bei 
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