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Kölner
Schule.
blüthe St) in der Hand, das nackte Kind auf dem Arme, welches
ihr das Kinn streichelt, auf den Flügeln in kleinerer Dimension
die ganzen Figuren der h. Barbara und Katharina, auf der
Aussenseite noch die Verspottung Christi. Dies Aussenbild ist
flüchtig, aber mit Sicherheit und Geist ausgeführt, die lnnenbil-
der dagegen sind von höchster Vollendung, mit einer Farben-
kraft, die dem Oele gleich kommt, in weichster Verschmelzung
der Töne. Die Köpfe, in schlankem Oval mit hoher Stirn und
feinem längliehem Kinne, von leichter ruhiger Färbung, mit klei-
nem Munde und runden geöffneten Augen, sind keinesweges
correct in der Zeichnung, aber dessenungeachtet, besonders der
der Jungfrau von einem Liebreiz und mit einem Ausdrucke von
Reinheit und Unschuld, der fesselt und selbst imponirt. Die
Sorglosigkeit in Beziehung auf äussere Form erleichterte den
Meistern ihre innere Empfindung auszusprechen und sich eine
Sprache zu schaffen, die jeder versteht, der nicht von Kritik be-
fangen ist. Etwa auf gleicher Höhe steht das berühmte Vero-
nicabild der ehemals Boissereeschen Sammlung, jetzt in der
Münchener Pinakothek, wo diese weiche Modellirung, obgleich
und indem sie die Nuancen des Knochenbaues übergeht, dem
Kopfe der Heiligen einen wunderbaren, geheimnissvollen Reiz
giebt, zu dem dann das dunkle und etwas starre Christusbild
auf dem Tuche einen nothwendigen Gegensatz bildet. Auch ein
zweites Bild gleichen Inhalts und gleicher Dimension wie das
Münchener, jedoch mit einigen Veränderungen und einer volleren
Zeichnung des Gesichts, jetzt in der Sammlung des Herrn Weyer
in Köln, scheint unserm Meister zuzuschreiben im), wogegen ein
anderes Bild des Schweisstuches, ohne die Heilige, jetzt in der
Sammlung des Dr. Dormagen, einem geringeren Meister anzu-
gehören scheint.
Daran reihet sich dann eine ganze Zahl von Bildern, welche
verwandt, .aber doch unter sich sehr verschieden sind und von
mehreren nahen Schülern oder Zeitgenossen jenes ältern Mei-
sters herrühren. Der Versuch sie auch unter sich chronologisch
Man pflegt das Bild darnach zu
einig, es Meister Wilhelm zuzuweisen.
u) Weyden im Kunstb]. 1851, S. 4.
benennen
alle
Stimmen sind hier
Unger
daselbst
185a, s.
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