Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Kölner 
Schule. 
blüthe St) in der Hand, das nackte Kind auf dem Arme, welches 
ihr das Kinn streichelt, auf den Flügeln in kleinerer Dimension 
die ganzen Figuren der h. Barbara und Katharina, auf der 
Aussenseite noch die Verspottung Christi. Dies Aussenbild ist 
flüchtig, aber mit Sicherheit und Geist ausgeführt, die lnnenbil- 
der dagegen sind von höchster Vollendung, mit einer Farben- 
kraft, die dem Oele gleich kommt, in weichster Verschmelzung 
der Töne. Die Köpfe, in schlankem Oval mit hoher Stirn und 
feinem längliehem Kinne, von leichter ruhiger Färbung, mit klei- 
nem Munde und runden geöffneten Augen, sind keinesweges 
correct in der Zeichnung, aber dessenungeachtet, besonders der 
der Jungfrau von einem Liebreiz und mit einem Ausdrucke von 
Reinheit und Unschuld, der fesselt und selbst imponirt. Die 
Sorglosigkeit in Beziehung auf äussere Form erleichterte den 
Meistern ihre innere Empfindung auszusprechen und sich eine 
Sprache zu schaffen, die jeder versteht, der nicht von Kritik be- 
fangen ist. Etwa auf gleicher Höhe steht das berühmte Vero- 
nicabild der ehemals Boissereeschen Sammlung, jetzt in der 
Münchener Pinakothek, wo diese weiche Modellirung, obgleich 
und indem sie die Nuancen des Knochenbaues übergeht, dem 
Kopfe der Heiligen einen wunderbaren, geheimnissvollen Reiz 
giebt, zu dem dann das dunkle und etwas starre Christusbild 
auf dem Tuche einen nothwendigen Gegensatz bildet. Auch ein 
zweites Bild gleichen Inhalts und gleicher Dimension wie das 
Münchener, jedoch mit einigen Veränderungen und einer volleren 
Zeichnung des Gesichts, jetzt in der Sammlung des Herrn Weyer 
in Köln, scheint unserm Meister zuzuschreiben im), wogegen ein 
anderes Bild des Schweisstuches, ohne die Heilige, jetzt in der 
Sammlung des Dr. Dormagen, einem geringeren Meister anzu- 
gehören scheint. 
Daran reihet sich dann eine ganze Zahl von Bildern, welche 
verwandt, .aber doch unter sich sehr verschieden sind und von 
mehreren nahen Schülern oder Zeitgenossen jenes ältern Mei- 
sters herrühren. Der Versuch sie auch unter sich chronologisch 
 Man pflegt das Bild darnach zu 
einig, es Meister Wilhelm zuzuweisen. 
u) Weyden im Kunstb]. 1851, S. 4. 
benennen 
alle 
Stimmen sind hier 
Unger 
daselbst 
185a, s. 
279.
	        
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