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Kölner
Schule.
schen Freude des Moments noch stärkeren Ausdruck zu leihen.
Die Bilder der oberen Reihe sind weniger gelungen; die Compo-
sitionen sind voller aber nicht so glücklich dem Raume eingefügt,
nicht so bestimmte Umrisse gebend, die Bewegungen eckiger,
gewaltsamer, die Henker haben schon die seltsame Mischung
von burlesker Rohheit und einer affectirten Grazie, welche sich
in der späteren Kölner Schule oft wiederholt und zum Theil auf
die Rechnung mangelhafter Zeichnung zum Theil auf die eines
falschen Stylgefühles zu bringen ist. Besonders aber fehlt hier
die geistige Freiheit der unteren Bilder; die Motive sind vielmehr
meist die hergebrachten und oft sehr äusserlich wiedergegeben,
Es kann daher sein, dass hier wie man vermuthet hat, ein älterer
Meister oder ein an ältere Weise gewohnter Geselle ausgeholfen
hat; indessen muss man auch die Verschiedenheit des Stoffes in
Anschlag bringen, der dem Maler der unteren Reihe mit seinem
Sinne für das Zarte, Liebliche, Heitere Schwierigkeiten erregen
musste. Sicherer ist, dass die schon erwähnten Aussenbilder
auf Leinwand von anderer, minder bedeutender Hand sind, wie
ich meine eine Reihe von Jahren jünger.
Ein Paar dem Clarenaltar gleichzeitige Bilder finden sich
unter den noch ungeordneten Schätzen des künftigen Kölner
Museums. Zuerst eine Kreuzigung nebst zwölf kleinen Seiten-
bildern mit der Geschichte Christi von der Verkündigung bis
zur Auferstehung aus der Kirche des h. Laurentius, dann die
(lurchgesägte Tafel eines Bildflügels, auf der einen Seite mit der
Kreuzabnahme, auf der andern mit Wundern der h. Elisabeth von
Thüringen; endlich eine Folge von sechs Bildern aus der Pas-
sion, darunter die Kreuzigung mit Maria und Johannes. Alle
diese Bilderit) haben in der Technik und in einzelnen Zügen
grosse Verwandtschaft mit dem Clarenaltar, aber doch auch wie-
der Eigenes. Die Modellirung ist meistens stärker, die Färbung
mannigfaltiger, die Anwendung Weisser Lichter, die von nnn an
für die Kölner Schule bezeichnend ist, entschiedener. Auch das
Streben nach Tiefe des Ausdrucks und dramatischem Leben ist
zum Theil grösser. Aber der zarte Sinn, das Gefühl für Har-
Von mir noch in der als Depot dienenden ehemaligen Rat-hhanskapelle
gesehen.