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Kölner
Schule.
schlossenen Aussenflügeln dagegen auf Leinwand gemalte Tem-
perabilder auf rothem Grunde, den Crucitixus, Christus im Grabe
Stehend, und einzelne statuarisclte Heilige darstellend, dem Style
nach etwas jünger als die sogleich zu erwähnenden überaus
werthvollen Gemälde, welche sich nach der Oeffnung der äusse-
ren Flügel aufdem von ihnen mit den geschlossenen inneren ge-
bildeten grossen Felde zeigen. Die Mitte bildet. hier der Schrank
für die Monstranz mit der Gestalt eines messelesenden Priesters
auf seiner Thüre; daneben stehen in vergoldeter, in Holz ge-
schnitzter Architektur auf-jeder Seite sechs Bilder und zwar in
zwei Reihen, die zwölf der unteren die Jugendgeschichte Christi,
von der Verkündigung bis zu seinem Auftreten als Knabe im
Tempel, die der oberen Leiden und Tod, vom Gebet auf dem
Oelberge an bis zur Ielimmelfahrt, enthaltend. Alle diese Bilder
sind auf Goldgrund mit zarten dünnen Farben und leichter M0-
dellirung gemalt, die Figuren schlank, selbst ohne starke Aus-
bildung der Taille, aber nicht zu lang und nicht übertrieben ge-
bogen; die Zeichnung hat jene ideale Einfachheit, welche die Be-
wegung meist mit ununterbrochenem Flusse der Linie giebt, die
Gesichter sind rundlich mit feiner Zuspitzung des Kinnes, die
Compositionen stets aus wenigen Figuren zusammengesetzt, die
Bewegungen nicht lebhaft, aber bezeichnend, anmuthig, und ohne
Prätention. ltlehr als die früheren Maler und Bildner weiss dieser
Meister den Seelenausdrurk ilicht blos durch die Bewegung der
Körper, sondern durch Mienen zu geben; besonders gilt dies von
der unteren Reihe, wo die Gegenstände offenbar seiner Richtung
zusagten. Da ist ein Schönheitsgefiihl, ein Geschick mit leisem,
fast umnerklichem Zuge die Stimmung der Gestalten zu bezeich-
nen, ein Ausdruck von Demuth, Innigkeit und unschuldiger
Freude, wie er kaum schon so vorgekommen sein mochte. Die
Geschichte ist sehr ausführlich erzählt; zwischen der Heimsu-
chung und der Geburt ist die Reise nach Bethlehem, zwischen
der Verkündigung an die I-Iirteu und der Anbetung der Könige
eine häusliche Scene, ein Bad des Kindes, eingeschoben; dem
entspricht aber auch die Behandlung völlig, es ist eine Familien-
geschichte mit weiblichem Interesse an allen dabei vorkommen-
den Details, aber mit idyllischer Einfachheit und von einem