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Kölner
Schule.
ihre künstlerische Bedeutung oder auf einzelne Werke uns be-
kannt gewordenen Kölnischen Maler angehören. Es verdient an-
geführt zu werden, dass einer dieser Maler, ein gewisser Hein-
rich Wynrich von Wesel, der bald nach dem Tode Wilhelms
von Herle sein Nachfolger im Besitz seines Hauses und dann
Ehemann seiner Wittwe wurde, den wir daher mit WVahrschein-
lichkeit für seinen unmittelbaren und vertrautesten Schüler halten
dürfen, ein so bedeutender Mann war, dass man ihn in den Jah-
ren 1398 bis 1414 fünf Mal in den Rath der Stadt Köln wählte;
was, da er diese Bedeutung nur seiner Kunst verdanken konnte,
einigermassen auf seinen Meister zurückweist und uns in der
V ermuthung bestärkt, dass dieser wirklich jener berühmte Wil-
helm gewesen.
Zu diesen Nachrichten ist dann in jüngster Zeit eine wich-
tige Entdeckung hinzugekommen. Ein thätiger Archivaröß) hat
nämlich in dem Ausgaberegister des Raths für die Jahre 1370
bis 1380 zwölf Zahlungen an Maler gefunden, bei denen das
erste Mal, und zwar bei einer Miniatur im städtischen Eidbuche
von 1372, angeführt wird, dass sie Magistro Wülhelmo, spiiterhin
aber immer nur, dass sie wpictori", dem Maler, geleistet sei, ohne
alle Namensaugabe. Man darf also vermuthen, dass zur Zeit
dieser späteren Zahlungen ein bestimmter Meister für alle Ar-
beiten des ltaths erwählt war, der deshalb nicht besonders ge-
nannt zu werden brauchte, und dass dies der bei der ersten Zah-
lung genannte Meister Wilhelm gewesen, dessen Identität mit
dem der Limburger Chronik wohl als feststehend, und mit YVil-
helm von Herle für wahrscheinlich zu achten sein würdeää-i).
Die Aufträge, welche dieser Maler von der Stadt erhielt, sind
m) Dr. Ennen, dessen Aufsatz: "Der Maler Meister Wilhelm", in den An-
nalen des historischen Vereins fir den Niederrhein, 7. Heft, Köln 1855, dar-
über Kunde giebt.
w) Völlig beweisend ist freilich die Argumentation nicht. Der städtische
"Pivtor" kann schon vor Anlegung dieses Rechnungsbuches ernannt und Mei-
ster Wilhelm nur mit der Miniatur beauftragt gewesen und mit seinem Namen
bezeichnet sein, um die Beziehung auf jenen gewöhnlich verwendeten Maler
auszusehliessen. Da Wilhelm von Herle 1378 starb, wäre es von Interesse,
das Jahr der Ausführung namentlich der Wandgemälde im Rathhause näher
zu ermitteln.