Aeltcste-
Tafelmalereien.
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Gleichzeitig werden die kolossalen Gestalten singender,
musicirender, Weihrauch schwingender Engel entstanden sein,
welche -in den Zwickeln der grossen Arcaden im Inneren des
Chores in einer den Bogenlinien entsprechenden Haltung und in
kolossaler Grösse ausgeführt waren, und durch Steinle's neue
und abweichende Compositionen ersetzt sind. Sie waren halb
erloschen und bei der grossen Höhe nicht völlig kennbar, schie-
nen aber in gleichem Flusse der Linien und nicht ohne Verdienst
zu sein.
Die Tafelmalerei scheint in dieser Zeit noch wenig ent-
wickelt. Die Flügelbilder eines Altarschreines in Altenberg an
der Lahn, und das Fastentuch in St. Aposteln in Köln, leichte
'l'emperamalerci auf Leinwand, welche man einer gewissen
Richmndis und dem Jahre 1350 zuzuschreiben pflegt die aber
älter sein (liirfte, haben noch die einfachere strengere Haltung der
vorigen Epoche, und die Gemälde neben dem Schnitzwerk des
Hochaltars in der Stiftskirche von Oberwesel vom Jahre 1330
sind gar roh und steif M). Besser sind einige anscheinend von
derselben Hand herrührende Bilder im Kölner Museum , ilämlich
zuerst die Einzelgestalten der Apostel Johannes und Paulus, so
wie die Verkündigung und Präsentation im Tempel, dann be-
sonders ein kleiner Flügelaltar, welcher in der Mitte die Kreuzi-
gung, auf den Seiten Geburt und Anbetung der Könige, Himmel-
fahrt und AuSgieSSung des h. Geistes enthält, und in den Mo-
tiven sehr originell und kühn, im Ausdrucke der Köpfe und in
der Zeichnung der Körper schematisch und schwach ist. In-
dessen haben die Körper schon mehr als jene Wandgemälde die
charakteristische Biegung des vierzehnten Jahrhunderts, auch
zeigt sich, obgleich es nur schwarze, leicht colorirte Umrisse sind,
in den wechselnden 'l'inten der Gewänder, selbst in der Vorliebe
Förster
Gesch.
203.
Dagegen Kugler kl.
Schr. II, 285.
w) Kugler a. a. O. II, 181. Ueberhaupt ist bei den meisten im Text er-
wähnten Malereien und Seulpturen Kuglefs "Rheinreise von 1841" a. a. O. zu
vergleichen, welche nebst einer fleissigen Zusammenstellung ein meist richtiges
Urtheil von seinem Standpunkte giebt. Auch Hotho, die Malersehule Hubertls
van Eyk, Berlin 1855, enthält wichtige und ausführliche Studien zur Würdi-
gung der Kölnischen Malereien.
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