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Kölner
Schule.
auch in hergebrachter compendiarischer Kürze, doch in epischem
Style vorzutragen, bedurfte er einer grossen Zahl und daher einer
kleinen Dimension der Figuren, für Welche die Höhe der Bild-
felder unangemessen war. Er musste diese daher durch eine
complicirte architektonische Theilung verkleinern, und brachte
zu diesem Zwecke zuerst ein gemaltes Basament von je 23 glei-
chen spitzbogigen Arcaden an, mit kleinen 18 Zoll hohen statua-
rischen Gestalten, auf der päpstlichen Seite von Bischöfen, auf
der kaiserlichen von Kaisern und Königen. Demnächst theilte er
den oberen Raum jedes Feldes in sieben grössere Arcaden, wel-
che die verschiedenen Momente der Legenden enthielten, durch
ihre innere Bogenhöhe von 4 Fuss 7 Zoll den erforderlichen klei-
nen Dimensionen der Figuren entsprachen und doch mit Hinzu-
rechnung der Spitzgiebcl und 'l'hürmchen, welche die Arcaden
bekrönten, die ganze llöhe des Raumes ausfüllten. Es war eine
Anordnung, wie man sie an den Glasgemältlen brauchte, und wie
sie überhaupt dem Prinzip gothischer Flächentheilung zusagte.
Unser Maler benutzte sie aber zugleich um einen rhythmischen
Wechsel der Formen und Farben und freies Spiel für seine
reiche Phantasie zu gewinnen. Die Arcaden unterscheiden sich
nämlich zunächst in der Form, indem abwechselnd immer eine
von einem einfachen Spitzbogen, die andere aber (wie in der bei-
gedruckten Abbildung) von drei kleineren, auf Consolen ruhen-
den Bögen gedeckt ist; dann aber auch in der Farbe des tapetexi-
artigen Hintergrnndes, der bei diesen dunkelblau und durch
Goldfärlen in Vierecke mit Laubwerk oder kleinen Figürchen
getheilt, dort aber braunroth und mit eben solchen Figürchen
ohne regelmässige Eintheilung verziert ist. Der Grund über den
Spitzbögen ist einfarbig, um im Gegensatz gegen den Wechsel
der Mitte das Ganze zusammenzuschliessen, und zwar Wiederum
braunroth und mit grottesken Figürchen bedeckt, die in schwar-
zer Zeichnung der Umrisse und mit der Grundfarbe, aber in
etwas hellerem Tone gefüllt, in der Eiltfernung wenig auffallen
und dem ganzen 'l'eppichgrunde den Schein eines dunkeln Da-
mastgewebes geben, während der nähere Beschauer daran, wie
in den übrigen 'l'heilen des Grundes, eine Fülle freier Phantasie-
spiele, männliche und weibliche Gestaltern in Modetrachten der