Wandmalerei
des
Domchores.
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Die Heiligengestalten an den Wänden und die Malereien an den
anscheinend um diese Zeit veränderten Nebenkapellen des Chores
sind minder bedeutend und augenscheinlich etwas später und
scheinen der Mitte des Jahrhunderts anzugehören.
Sie zeigen schon Verwandtschaft mit einem zweiten grösse-
ren Werke dieser Zeit, nämlich mit den Wandmalereien an den
inneren Schranken des Kölner Domchores, welche im sieben-
zehnten Jahrhundert mit Teppichen behangen, in unseren Tagen,
aber in stark beschädigtem und gefährdetem Zustande wieder
aufgefunden sind und, wenn auch aufs Neue unter einer Decke,
doch als ein wichtiger Ueberrest der Vorzeit sorgsam bewahrt
werden Sie haben noch grosse Stylverwandtschaft, aber doch
eine weitere Ausbildung als die Malereien in Ramersdorf, und
unterscheiden sich von den berühmten, aber schon manierirten
Apostelstatuen desselben Chores, welche nach den Annahmen
der Lokalschriftsteller unter dem Erzbischof Wilhelm von Gennep
(1349-1362) entstanden sind, durch eine einfachere Behand-
lung, so dass man mit ziemlicher Gewissheit annehmen darf,
dass sie entweder vor oder bald nach der Einweihung des Dom-
chores im Jahre 1322 ausgeführt sind. Die Anordnung ist durch
die Lokalität bedingt. Die beiden Wände der Chorschranken
hinter den Chorstiihlen erstrecken sich nämlich über zwei Pfeiler-
abstände, waren also in der Mitte durch einen Pfeiler kräftig
unterbrochen, so dass der Maler im Ganzen vier Felder, jedes
von 18 Fuss Breite und etwas mehr als halber Höhe auszufüllen
hatte. Auch waren ihm vier verschiedene Geschichten vorge-
schrieben. Das Kölner Capitel hatte nämlich in seinem Chore
Ehrensitze für den Papst als Stiftsherrn und den Kaiser als Ca-
pitularen, für jenen auf der Evangelien-, für diesen auf der Epi-
stelseite, und deshalb sollten dort die Legenden des h. Petrus
und des h. Sylvester, des angeblichen Empfängers der Ccnstan-
tinischen Schenkung und also Begründers der weltlichen Macht
des päpstlichen Stuhles, hier die der Jungfrau und der h. drei
Könige angebracht werden. Um so wichtige Geschichten, wenn
m) Ernst Weyden im Domblatt 1846, Nro. 12-19. Gute Copien der
grossen Bilder und einige Durchzeichnungen der kleinen Figürchen, von Oster-
wald, sind im Kupferstichkabinet des Berliner Museums bewahrt.