Die
Schule
VOIl
Köln.
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samkeit geworden war, predigten Eckart und Tauler und hinter-
liessen Schüler, Welche, gleichsam auf halbem Wege zwischen
den oberdeutschen und niederländischen Gottesfreunden wohnend,
mit ihnen in bleibendem Verkehr standen, und mit ihrer innigen
Frömmigkeit auf die an sich schon andächtig gestimmte Bevölke-
rung vielfach einwirkten. Und diese Gunst materieller und gei-
stiger Umstände fand denn auch künstlerische Traditionen und
Kräfte wie in keinem andern Orte. Von den Kölnischen Email-
arbeiten im zwölften Jahrhundert, von den Wandmalereien von
Schwarzrheindorf und Brauweiler, von der bekannten Stelle in
W0lfram's Parcival, welche den Kölner Malern nur die von
Maastricht an die Seite setzt, haben wir schon gesprochen. Diese
Kunstblüthe hatte vor allem zum Schmucke der einheimischen
Kirchen gedient, welche daher mit einer Fülle edelster Werke
aus alter Zeit prangten, während der Dombau die strebsam-
sten Werkleute, und die gewerbliche Blüthe die geschicktesten
Gesellen der anderen künstlerischen Zünfte herbeizog, welche
dann die Erben der in den Klöstern bewahrten Kunstmittel und
Lehren wurden. Daher kann es denn nicht überraschen, dass
auch jetzt bei dem allgemeinen Aufschwunge der deutschen Kunst
die Kölner Schule alle anderen sowohl an Fruchtbarkeit als an
Bedeutung und Schönheit der Schöpfungen übertrifft. Der Geist,
der sie durchdringt, das Ziel und die Stufen des Fortschrittes
sind freilich in allen diesen Schulen fast dieselben, aber nirgends
sind sie so deutlich und vollständig erkennbar wie hier. Zwar
fühlen wir auch hier den Mangel an Nachrichten sehr schmerz-
lich; Bescheidenheit oder eine Zunftregel hielt die Meister ab,
ihren Namen , ja selbst die Jahreszahl auf die Werke zu setzen,
und nur höchst vereinzelte Aeusserungen der Chronisten oder
dürftige Lebensnachrichten über einige Künstler in amtlichen
Urkunden ü) können uns zu Anhaltspunkten dienen. Dafür aber
Ich spreche von den sogenannten Schrein sbüchern, von denen
schon früher bei der Frage nach der Person des Dombaumeisters die Rede ge-
wesen ist. Diese vom zwölften Jahrhundert an ziemlich vollständig erhaltenen
Bücher, in welche die Urkunden über Besitzwechsel und Belastungen des Grund-
eigenthums eingetragen wurden, enthalten natürlich nur Namen von Meistern
mit ihrer zünftigen Bezeichnung, ohne alle Beziehung auf ihre künstlerischen
Leistungen, und können daher nur dazu dienen, über ihre äusseren Lebens-