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Deutsche
Kunst.
je nachdem sie grossen, weithin blickenden Handel oder kleines
Gewerbe trieben, je nachdem ihre Bevölkerung mehr in demo-
kratischer Gleichheit lebte oder mächtige, ritterbürtige Geschlech-
ter enthielt, mussten sie anders auf die Künstler wirken und ihnen
eine Richtung geben, welche, einmal angebahnt, sich mit zünftiger
Hartnäckigkeit durch viele Generationen vererbte. Dazu kam die
Verschiedenheit der religiösen Zustände; anders die Kunst in
einer von mystischer Frömmigkeit tief ergriffenen Stadt, anders
bei grösserer Gleichgültigkeit oder ungestörter Kirchlichkeit.
Auch das war wichtig, ob die Klöster der Stadt oder Umgegend
früher künstlerische Thätigkeit geübt hatten, deren Erfahrungen
jetzt den zünftigen Meistern zu Gute kamenöi).
Keine Stadt war in allen diesen Beziehungen mehr begün-
stigt als Köln. Römischer Stiftung und einer glorreichen Ver-
gangenheit sich rühmend, von der die Herrlichkeit der zahlreichen
Kirchen und anderer Monumente und eine Fülle heimischer Sagen
Zeugniss ablegten, in seinen Mauern die stolze Pracht reicher
ritterlicher Familien mit einer dichtgeilrängten gewerbtleissigen
Bevölkerung vereinigend, dabei in ununterbrochener Blüthe eines
weit ausgedehnten Handels, der gerade jetzt durch neue kaiser-
liche Privilegien erweitert wurde, war es noch immer die erste
Stadt Deutschlands. Zwar wurde der innere Frieden durch fort-
dauernden, oft blutigen Zwiespalt mit dem Erzbischofe oder
zwischen den Geschlechtern und der zünftigen Bürgerschaft
häufig unterbrochen, aber die Wunden, welche diese Kämpfe
schlugen, heilten bei dem gesunden Zustande des Gemeinwesens
schnell, und die Erinnerung an diese Fehden gab nur eine
poetische Anregung, welche das Selbstgefühl der Bürger eher
hob als schwächte. Zu dem materiellen Reichthum kam damr
auch geistiges Leben; von demselben Kloster aus, welches in der
vorigen Epoche durch Albert den Grossen ein Sitz der Gelehr-
Namentlich Farbeurecepte. Andrea di Drea Cennini in seinem be-
kannten Trattato räth den Malern, sich deshalb an die Mönche zu wenden (ne
troverai assai ricette specialmente pigliando de' frati", c. 40), und dass dies
auch von deutschen Mönchen gilt, weist Eastlake a. a. 0. aus einem italieni-
schen Manuscripte nach, wo ein Recept (zur Malerei auf Leinwand), als von
deutschen Mönchen den venetianischen mitgetheilt, angerührt wird.