Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Gewerblicher 
Betrieb. 
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Gehülfen bei dieser mechanischen Weise des Fortschreitens nicht 
durch eine fortdauernde Anweisung des Meisters, sondern durch 
ihren Geschmack geleitet; wir linden wohl, dass bei zwei Ge- 
stalteil einer verwickelten Gruppe der Maler sich geirrt und jeder 
einen falschen Arm durch die Gewandfarbe zugetheilt haük). Bei 
den Randarabesken wurde dann anders verfahren, die Zeichnung 
der Ranken nach mehreren wechselnd angewendeten Schablonen 
von einem Gehiilfen gemacht, dann die Vcrgoldung der Blättchen 
bewirkt, so dass schliesslich der Meister nur die einzelnen hu- 
moristischen Figuren in die zu diesem Zwecke offen gelassenen 
Stellen einrückte im). Gerade die Manuseripte, in welchen wir 
diesen Hergang am deutlichsten erkennen, zeigen dass in dieser 
fabrikmässigen VVeise nicht blos gemeine Waare, sondern sehr 
reich und kostbar geschmückte Werke entstanden. Indessen 
begnügten sich die feinsten Kenner damit nicht und grosse 
Herren hielten namhafte Maler zur Ausführung der Miniaturen 
in ihren Diensten. Bei den Werken der unterhaltenden oder be- 
lehrenden Literatur, den Romanen, Reisebeschreibungen u. s. W. 
machen die Bilder meistens keinen Anspruch auf Farbenpracht, 
Goldschmuck oder feinste Ausführung, sie bestehen vielmehr 
auch im vierzehnten Jahrhundert. in einfachen Federzeichnungen, 
die leicht kolorirt oder einfarbig schattirt sind. Dafür sind sie 
aber stets in grosser Zahl vorhanden, sie begleiten den Text 
Schritt für Schritt, ja sie werden zur Hauptsache, so dass bei 
bekannten Gegenständen, z. B. in der biblischen Geschichte, der 
Text nur kurze Erklärungen giebtwdß). Es bedurfte daher hier 
beide in der Pariser Bibliothek, von Waagen K. u. K. W. III, S. 363 und 343 
erwähnt, so wie aus dem Gebetbuche des Herzogs Eberhard von Würtemberg, 
in der öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart. Alles freilich Arbeiten des fünf- 
zehnten Jahrhunderts, die indessen auch den Rückschluss auf das vierzehnte 
gestatten. 
Ü Dies kommt in dem oben erwähnten Tilrnierbuche vor. 
H] Dies ergiebt sich aus dem erwähnten Stuttgarter Codex, wo man in 
den unvollendeten Theilen des Buches die verschiedenen Stufen der Ausfüh- 
rung unterscheiden kann.  
h") Eine wahrscheinlich für Philipp den Kühnen von Burgund gefertigte 
Bilderbibel in der Pariser Bibliothek (Mss. franc. 6829, 2; Waagen a. a. O. S. 
327) enthält 5152 sehr zierlich getuschte Federzeichnungen. 
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