Gewerblicher
Betrieb.
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Gehülfen bei dieser mechanischen Weise des Fortschreitens nicht
durch eine fortdauernde Anweisung des Meisters, sondern durch
ihren Geschmack geleitet; wir linden wohl, dass bei zwei Ge-
stalteil einer verwickelten Gruppe der Maler sich geirrt und jeder
einen falschen Arm durch die Gewandfarbe zugetheilt haük). Bei
den Randarabesken wurde dann anders verfahren, die Zeichnung
der Ranken nach mehreren wechselnd angewendeten Schablonen
von einem Gehiilfen gemacht, dann die Vcrgoldung der Blättchen
bewirkt, so dass schliesslich der Meister nur die einzelnen hu-
moristischen Figuren in die zu diesem Zwecke offen gelassenen
Stellen einrückte im). Gerade die Manuseripte, in welchen wir
diesen Hergang am deutlichsten erkennen, zeigen dass in dieser
fabrikmässigen VVeise nicht blos gemeine Waare, sondern sehr
reich und kostbar geschmückte Werke entstanden. Indessen
begnügten sich die feinsten Kenner damit nicht und grosse
Herren hielten namhafte Maler zur Ausführung der Miniaturen
in ihren Diensten. Bei den Werken der unterhaltenden oder be-
lehrenden Literatur, den Romanen, Reisebeschreibungen u. s. W.
machen die Bilder meistens keinen Anspruch auf Farbenpracht,
Goldschmuck oder feinste Ausführung, sie bestehen vielmehr
auch im vierzehnten Jahrhundert. in einfachen Federzeichnungen,
die leicht kolorirt oder einfarbig schattirt sind. Dafür sind sie
aber stets in grosser Zahl vorhanden, sie begleiten den Text
Schritt für Schritt, ja sie werden zur Hauptsache, so dass bei
bekannten Gegenständen, z. B. in der biblischen Geschichte, der
Text nur kurze Erklärungen giebtwdß). Es bedurfte daher hier
beide in der Pariser Bibliothek, von Waagen K. u. K. W. III, S. 363 und 343
erwähnt, so wie aus dem Gebetbuche des Herzogs Eberhard von Würtemberg,
in der öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart. Alles freilich Arbeiten des fünf-
zehnten Jahrhunderts, die indessen auch den Rückschluss auf das vierzehnte
gestatten.
Ü Dies kommt in dem oben erwähnten Tilrnierbuche vor.
H] Dies ergiebt sich aus dem erwähnten Stuttgarter Codex, wo man in
den unvollendeten Theilen des Buches die verschiedenen Stufen der Ausfüh-
rung unterscheiden kann.
h") Eine wahrscheinlich für Philipp den Kühnen von Burgund gefertigte
Bilderbibel in der Pariser Bibliothek (Mss. franc. 6829, 2; Waagen a. a. O. S.
327) enthält 5152 sehr zierlich getuschte Federzeichnungen.
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